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Und wieder alles auf Anfang

F
Erst mal Hallo in die Runde. Ich schreibe einfach mal, was mich gerade total stresst. Egal was ich tue, wie sehr ich mich anstrenge, oder worauf ich verzichte. am Ende geht alles in den Urzustand zurück, weil jemand kommt und mir alles kaputt trampelt. Früher war das weniger schlimm, nur mittlerweile bin ich fast 50. Veränderung fällt mir schwerer und ganz ehrlich, ich will endlich auch einmal den Zustand erreichen, mich Gutfühlen zu können.

In letzter Zeit entwickelt sich mein berufliches Umfeld zum Positiven. Endlich. Die letzten Tage habe ich mich fast sogar wohl gefühlt, weil ich weiß, es geht wenigstens beruflich gerade voran. Da irgendwie nie einmal alles passen darf, kam prompt ein Anruf, dass meine Schwester wieder einen Rückfall hatte. Mittlerweile sind es über 30 Jahre. Fast jedes Jahr dreht sie von jetzt auf gleich ohne sichtbaren Anlass geistig ab. Dabei geht es ihr gut. Sie hat einen Betreuer, der alles finanzielle regelt, einen Lebenspartner der sich intensiv um sie kümmert und die Erwerbsunfähigkeitsrente ist auch durch. Bis auf eine Gruppe, die sie ein paar Tage die Woche für wenige Stunden besuchen muss, hat sie keinerlei Druck oder Verpflichtungen.

Ich weiß, sie ist krank. Nur im Augenblick frage ich mich, was man noch tun kann. Jetzt muss sie sich schon keine Sorgen mehr um einen Job machen und kommt gut über die Runden. Sie bekommt sogar regelmäßig für sich und ihren Partner Karten für alles mögliche (Konzerte, Oper, Kino) gestellt, aber es ist nie genug. Es sah wirklich aus, als wäre sie endlich stabil und jetzt das wieder. Am liebsten würde ich auswandern und niemandem meine Nummer geben. Sie weiß, was sie anrichtet - es ist ihr nur egal, wie es mir oder meinem Vater damit geht. Ihre Ausrede für alles was sie uns an den Kopf wirft, ist immer die selbe. Ich darf das, ich bin krank. Nein, darf sie nicht. Auch ich brauche Stabilität, die sie mir immer wieder kaputt macht, weil ihr alles schei. egal ist. Mein Privatleben, mein Beruf, mein seelischer Zustand - selbst wie sie wusste wie extrem ich unter Druck stand wegen meinem Job, ging es immer nur um sie. Ich könnte tot umfallen und meine Schwester würde sich nur darüber ärgern, mich nicht weiter ausnutzen zu können.

Mir ist klar, wie fies das klingt, aber ich musste diesen frustrierenden Zustand einfach aufschreiben.

10.05.2023 19:43 • x 2 #1


nichtsgehtmehr
In diesem Fall hilft nur den Kontakt zu minimieren auch wenn das hart klingt. Bei mir war das vor Jahren mit meinem Vater auch ähnlich, es war wohl schon die Vorstufe zur Demenz.

Er hat seinen Wohnungsschlüssel zurück verlangt, niemand hatte also noch einen für Notfälle. Er beschuldigte mich mitten in der Nacht vor seiner Wohnung zu stehen und zu klingeln, was natürlich absoluter Blödsinn war und viele andere Dinge.

Da ich selber mit mir schwer zu kämpfen hatte damals habe ich den Kontakt minimiert, er bekam dann kurz danach auch einen professionellen Betreuer aber ich konnte mich dem ganzen auch nicht mehr aussetzen weil mich sein Verhalten extrem runter gezogen hat.

Für mich war das die richtige Entscheidung, manchmal muss man halt auch was die Familie betrifft einen harten Schnitt machen.

10.05.2023 20:25 • x 3 #2


A


Hallo Feindbild,

Und wieder alles auf Anfang

x 3#3


A
@Feindbild
Guten Morgen.
Ja, es ist deine Schwester und sie bleibet es auch, wenn du dich zurückziehst
und für dich selbst gute Selbstfürsorge betreibst.
Ich gehe nur soweit mit, wie es mir selbst damit gut tut.
Manchmal erkenne ich den Punkt nicht und gehe weiter als ich sollte.
Alllerdings klappt es stehts besser.
Wenn du nach dir schaust, ist das sehr gut, denn du hast auch deinen Alltag zu bewältigen.
Alles Gute für dich.

11.05.2023 06:16 • x 3 #3


O
Zitat von Feindbild:
Nein, darf sie nicht. Auch ich brauche Stabilitä

Du hast es auf den Punkt gebracht.

Abgrenzung ist in solchen Fällen sehr wichtig.

Deine Schwester hat alles, was sie an Unterstützung braucht. Das ist gut.
Du darfst Dich da raus nehmen und Dein Leben leben. Gerade jetzt, wo's beruflich besser läuft.

Achte gut auf Dich!

11.05.2023 07:18 • x 2 #4


Dys
Und alles wieder auf Anfang? Sowas kommt vor, aber dass wichtige wäre, was Du aus wiederkehrenden Problematiken für Dich gelernt hast. So wie Du es beschreibst ist es ja nichts neues und wohl auch im Grunde nichts unerwartetes, was Deine Schwester an den Tag legt. Es ist garantiert belastend und auch nicht verkehrt sich Luft zu machen und es hier zu thematisieren. Nur wie bei so vielem, gehören immer zwei dazu, einen belastenden Zustand, der aus einer persönlichen Gegebenheit besteht, aufrecht zu erhalten.

Ich glaube, eigentlich weißt Du doch schon, welche Möglichkeiten Du hast, Dich dieser Belastung zu entziehen und da Du ja auch nicht helfen kannst, wäre es vielleicht gut, Dich zumindest für eine Weile einfach raus zu nehmen. Geschwisterliebe hin oder her.

Sie schiebt es auf die Erkrankung, also darfst Du das auch. Sie ist krank, aber nicht alleine damit. Du wärst also nur ein weiterer Mensch, der eventuell unterstützen könnte, aber nicht der einzige. Wenn es also von Deiner Seite nicht geht, dann ist es halt so, aber dann solltest Du damit auch diesbezüglich „zufrieden“ sein. Tatsächlich kontraproduktiv ist es aber, sich dann trotzdem Gedanken zu machen, die einen runterziehen.

VG Dys

11.05.2023 07:54 • x 2 #5


F
Zitat von Dys:
Und alles wieder auf Anfang? Sowas kommt vor, aber dass wichtige wäre, was Du aus wiederkehrenden Problematiken für Dich gelernt hast. So wie Du es beschreibst ist es ja nichts neues und wohl auch im Grunde nichts unerwartetes, was Deine Schwester an den Tag legt. ...

Ja, natürlich sind ihre Ausraster nach über 30 Jahren nicht unerwartet. Manisch depressive Menschen sind sehr speziell. In einem Moment ist sie glücklich und im nächsten total down. 3 Suizid Versuche sprechen da eine deutliche Sprache. Emotional belastendes führt immer sofort zu einem Klinik Aufenthalt. Nur manchmal wäre es halt schön, sich auch auf sie verlassen zu können und nicht immer alleine alles regeln zu müssen. Meine Möglichkeiten dem auszuweichen sind begrenzt. Sie benennt mich immer als Kontakt, also kann ich mich nicht ganz raus ziehen. Nach der Verrentung vor 2 Monaten dachte ich, sie wäre über den Berg. Sie muss ja keinen Job mehr suchen und die finanzielle Unsicherheit fällt auch weg.

11.05.2023 08:29 • #6


F
@ohneFunktion Im Moment fehlt mir schon ohne die Probleme meiner Schwester oft die Energie noch irgendwas nach der Arbeit zu machen, als auf dem Sofa zu liegen. Ohne Energie zu investieren, kann sich beruflich nichts entwickeln. Die Info über ihren neuen Aufenthalt wirft mich emotional einfach zurück. Es ist eh schon schwer, immer positiv zu wirken.

11.05.2023 08:56 • #7


F
Und wieder ist alles irgendwie komisch. Meine Schwester ist schon etwa 2 Monate in der Klinik. Die letzten 3 Wichen ruft sie wieder Samstag früh an. Eigentlich unser Normaler Gesprächstag, doch die Anrufe werden immer wirrer statt besser. Vorgestern hat sie noch nicht einmal mitbekommen, dass wir telefoniert haben. Zumindest fragte sie meinen Vater, ob ich in Urlaub wäre, weil sie mich nicht erreicht hat. Wenigstens erinnert sie sich wieder, dass ich noch lebe. Sie hatte ja vor ihrer Einweisung jedem Bescheid gegeben, ich wäre verunglückt...

Beruflich kann ich vieles ab, privat auch. Mit fast 50 nimmt meine Widerstandskraft immer mehr ab. Ich merke, wie mich ihre Anrufe trotz der Erfahrung mit ihrer Krankheit runter ziehen. Passend zum Start ins Wochenende ist das weniger erfreulich. Wieder einmal weiß ich nicht genau, was ich tun möchte. Im Moment erschlage ich das mit Schulungen. Arbeit ist immer ein gutes Ventil und das geht zum Glück auch an den Wochenenden. Ich bin müde, auch wenn das hier bei mir kaum jemand versteht.

03.07.2023 19:23 • #8

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