Trefusis
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Ich weiss nicht, wo das besser hinpassen könnte, aber die anderen Threads in diesem Bereich lassen mich vermuten, dass ich hier halbwegs richtig bin. Also:
Ich habe erstmals in meinem Leben an einer Forschungsstudie teilgenommen.
Die läuft schon seit einer Weile, aber ich wollte erst drüber schreiben, wenn sie schon etwas weiter fortgeschritten ist.
Denn vielleicht denkt der eine oder andere hier über mögliche Studienteilnahmen nach oder fragt sich, wie so etwas ablaufen kann.
Es ist eine Forschungsstudie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK) mit dem Schwerpunkt Depression, von der ich Anfang April das erste Mal im Schweizer Gratis-Tagesblatt 20 Minuten las. Man möchte die Prozesse zur Behandlung von Depressionen weiter verbessern. Probanden mit bestimmten Voraussetzungen wurden gesucht (die ich erfüllte, z.B. Altersgruppe, keine Medikamenteneinnahme, Muttersprache Deutsch) und es würde auch eine Aufwandsentschädigung sowie, wenn gewünscht, Mithilfe bei der Suche nach Therapieplätzen geben. Entsprechend neugierig wurde ich und meldete mich dort an.
Die Studie wird in vier Etappen geführt (von denen ich jetzt drei hinter mir hab):
1. Einzelgespräch über die Depression des jeweiligen Probanden, wobei dieses auch aufgezeichnet wird
Hierzu gibt's nicht viel zu erzählen. Ich sass einer Psychologin gegenüber, die mir entsprechende Fragen stellte, um sich ein Bild von mir machen zu können (wie sieht meine Depression genau aus, wie hat sie sich entwickelt und wann...). Das ganze dauerte gut eine Stunde. Danach hab ich eine Basler Adresse für einen möglichen Therapeuten erhalten. Das war leider auch erstmal die ganze Mithilfe bei der Suche. Hab ich mir ehrlich gesagt gründlicher und aufklärender (wie sieht's mit Kosten usw. aus) vorgestellt.
2. Langer Onlinefragebogen mit Selbsteinschätzungsfragen (wenn gewünscht kann man sich genauere Ergebnissen zuschicken lassen)
Auch dafür braucht man eine gute Portion Zeit, um diesen Fragebogen zu beenden. Dabei gibt's kein Richtig und Falsch, sondern detaillierte Situationsangaben und Einschätzungsformulierungen, bei denen ich angeben musste, inwieweit sie auf mich zutreffen. Die Ergebnisse hab ich dankend angenommen.
3. Erste fMRT-Untersuchung (= funktionelle Magnetresonanztomographie, hier sozusagen ein Hirnscan)
Diese fand letzten Donnerstag statt. Ich rechnete hierbei mit ca. zwei Stunden und wunderte mich, dass der Termin so früh nachmittags anfangen musste. Ich hatte mich ordentlich verschätzt: satte 5 1/2 Stunden war ich dort.
Begonnen hat er aber erst mit einer längeren Sitzung mit zwei anderen Psychologen zusammen (1 Mann, 1 Frau), welche mir neue Fragen stellten, z.B. was zwischenmenschliche Beziehungen, Häufigkeit/Dauer von depr. Phasen, unangenehme Fantasien oder die letzten Jahre im Detail angeht.
Danach gab es eine Art Kartenspiel: ich hatte schätzungsweise 30 Karten mit Sprüchen darauf zur Hand (z.B.: Ich neige dazu, mich in den Mittelpunkt zu stellen oder Ich neige dazu, mich völlig von anderen abzuschotten ), die ich kategorisieren sollte, von sehr typisch für mich bis sehr untypisch für mich. Diese waren dann in Reihenfolgen zu bringen und ich sollte mir zu jeder der typischsten und untypischsten Situationen je eine konkrete Geschichte aus meinen Erinnerungen rauskramen, welche auch auf Band aufgezeichnet wurden und für die fMRT danach eine Rolle spielen sollten.
Anschliessend fand dann die eigentliche Untersuchung statt. Dafür durfte ich in grüne (metallfreie) Patientenkleidung schlüpfen, mir Elektroden am Oberkörper anlegen und mich mit Kopfhörer, Ohrenstöpseln (wegen dem Höllenlärm der Geräte) und eine Art Simulatorbrille in eine MRT-Röhre legen. Letztere ist natürlich nichts für Menschen mit Platzangst (man wird nicht nur ein paar Minuten darin verbringen). Aber die hab ich zum Glück nicht, überhaupt nahm ich das Äussere nicht wahr, solange ich durch die Brille gucken musste. Die Brille (ähnlich der 1990er Jahre Konsole Virtual Boy, aber nur in schwarzweiss und verbunden mit dem Computer der Psychologen) zeigte mir in den Experimenten durchgehend einfache, unterschiedliche Symbole, auf die ich wie vorher abgemacht reagieren sollte (bei Quadrat möglichst schnell drücken) oder ich sollte eingeblendete Strichmännchenbilder (zu Typisch-/Untypisch-Situationen, in die ich mich erneut versetzen musste) und Toneffekte (Tellerquietschen, eine brüllende Kuh, ein lachendes Baby, eine schreiende Frau...) über Skalas und Maus (die ich zudem im Liegen bediente) bewerten. Oder es wurde ein + gezeigt und ich sollte es fixieren, ohne an etwas spezielles zu denken. Dabei gab es viele Wiederholungen. Während all dem wurden offenbar durchgehend Gehirnscans gemacht. Man kann sagen, ich hatte überaus primitive Videospiele für die Forschung ausprobiert ;)
4. Zweite fMRT-Untersuchung
Jetzt fehlt mir nur noch die 2. fMRT-Untersuchung und die folgt nächsten Freitagnachmittag. Soll sehr ähnlich wie der erste fMRT-Termin, nur wesentlich kürzer.
Als Hausaufgabe soll ich ausserdem die mir gegebene Praxisadresse kontaktieren.
Soweit war es bisher eine relativ intensive, sehr interessante Erfahrung gewesen, daran teilzunehmen und sie war positiv genug, sodass ich nichts gegen ein zweites Mal hätte (wären da nicht die ungünstigen Zeiten, wegen denen ich mal grosszügig Arbeitszeit opfern muss). Schade nur, dass sowas nicht in Basel auch stattfindet (praktisch in meiner Region) und ich hätte mir, wie gesagt, eine gründlichere Mithilfe nach möglichen Therapeuten gewünscht, eben weil die Klinikleute es doch ganz gut wissen sollten, wie man es in der Schweiz v.a. mit Kosten und Sprechzeiten so handhabt. Naja, muss mich eben seperat danach schlau machen.
Ich habe erstmals in meinem Leben an einer Forschungsstudie teilgenommen.
Die läuft schon seit einer Weile, aber ich wollte erst drüber schreiben, wenn sie schon etwas weiter fortgeschritten ist.
Denn vielleicht denkt der eine oder andere hier über mögliche Studienteilnahmen nach oder fragt sich, wie so etwas ablaufen kann.
Es ist eine Forschungsstudie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK) mit dem Schwerpunkt Depression, von der ich Anfang April das erste Mal im Schweizer Gratis-Tagesblatt 20 Minuten las. Man möchte die Prozesse zur Behandlung von Depressionen weiter verbessern. Probanden mit bestimmten Voraussetzungen wurden gesucht (die ich erfüllte, z.B. Altersgruppe, keine Medikamenteneinnahme, Muttersprache Deutsch) und es würde auch eine Aufwandsentschädigung sowie, wenn gewünscht, Mithilfe bei der Suche nach Therapieplätzen geben. Entsprechend neugierig wurde ich und meldete mich dort an.
Die Studie wird in vier Etappen geführt (von denen ich jetzt drei hinter mir hab):
1. Einzelgespräch über die Depression des jeweiligen Probanden, wobei dieses auch aufgezeichnet wird
Hierzu gibt's nicht viel zu erzählen. Ich sass einer Psychologin gegenüber, die mir entsprechende Fragen stellte, um sich ein Bild von mir machen zu können (wie sieht meine Depression genau aus, wie hat sie sich entwickelt und wann...). Das ganze dauerte gut eine Stunde. Danach hab ich eine Basler Adresse für einen möglichen Therapeuten erhalten. Das war leider auch erstmal die ganze Mithilfe bei der Suche. Hab ich mir ehrlich gesagt gründlicher und aufklärender (wie sieht's mit Kosten usw. aus) vorgestellt.
2. Langer Onlinefragebogen mit Selbsteinschätzungsfragen (wenn gewünscht kann man sich genauere Ergebnissen zuschicken lassen)
Auch dafür braucht man eine gute Portion Zeit, um diesen Fragebogen zu beenden. Dabei gibt's kein Richtig und Falsch, sondern detaillierte Situationsangaben und Einschätzungsformulierungen, bei denen ich angeben musste, inwieweit sie auf mich zutreffen. Die Ergebnisse hab ich dankend angenommen.
3. Erste fMRT-Untersuchung (= funktionelle Magnetresonanztomographie, hier sozusagen ein Hirnscan)
Diese fand letzten Donnerstag statt. Ich rechnete hierbei mit ca. zwei Stunden und wunderte mich, dass der Termin so früh nachmittags anfangen musste. Ich hatte mich ordentlich verschätzt: satte 5 1/2 Stunden war ich dort.
Begonnen hat er aber erst mit einer längeren Sitzung mit zwei anderen Psychologen zusammen (1 Mann, 1 Frau), welche mir neue Fragen stellten, z.B. was zwischenmenschliche Beziehungen, Häufigkeit/Dauer von depr. Phasen, unangenehme Fantasien oder die letzten Jahre im Detail angeht.
Danach gab es eine Art Kartenspiel: ich hatte schätzungsweise 30 Karten mit Sprüchen darauf zur Hand (z.B.: Ich neige dazu, mich in den Mittelpunkt zu stellen oder Ich neige dazu, mich völlig von anderen abzuschotten ), die ich kategorisieren sollte, von sehr typisch für mich bis sehr untypisch für mich. Diese waren dann in Reihenfolgen zu bringen und ich sollte mir zu jeder der typischsten und untypischsten Situationen je eine konkrete Geschichte aus meinen Erinnerungen rauskramen, welche auch auf Band aufgezeichnet wurden und für die fMRT danach eine Rolle spielen sollten.
Anschliessend fand dann die eigentliche Untersuchung statt. Dafür durfte ich in grüne (metallfreie) Patientenkleidung schlüpfen, mir Elektroden am Oberkörper anlegen und mich mit Kopfhörer, Ohrenstöpseln (wegen dem Höllenlärm der Geräte) und eine Art Simulatorbrille in eine MRT-Röhre legen. Letztere ist natürlich nichts für Menschen mit Platzangst (man wird nicht nur ein paar Minuten darin verbringen). Aber die hab ich zum Glück nicht, überhaupt nahm ich das Äussere nicht wahr, solange ich durch die Brille gucken musste. Die Brille (ähnlich der 1990er Jahre Konsole Virtual Boy, aber nur in schwarzweiss und verbunden mit dem Computer der Psychologen) zeigte mir in den Experimenten durchgehend einfache, unterschiedliche Symbole, auf die ich wie vorher abgemacht reagieren sollte (bei Quadrat möglichst schnell drücken) oder ich sollte eingeblendete Strichmännchenbilder (zu Typisch-/Untypisch-Situationen, in die ich mich erneut versetzen musste) und Toneffekte (Tellerquietschen, eine brüllende Kuh, ein lachendes Baby, eine schreiende Frau...) über Skalas und Maus (die ich zudem im Liegen bediente) bewerten. Oder es wurde ein + gezeigt und ich sollte es fixieren, ohne an etwas spezielles zu denken. Dabei gab es viele Wiederholungen. Während all dem wurden offenbar durchgehend Gehirnscans gemacht. Man kann sagen, ich hatte überaus primitive Videospiele für die Forschung ausprobiert ;)
4. Zweite fMRT-Untersuchung
Jetzt fehlt mir nur noch die 2. fMRT-Untersuchung und die folgt nächsten Freitagnachmittag. Soll sehr ähnlich wie der erste fMRT-Termin, nur wesentlich kürzer.
Als Hausaufgabe soll ich ausserdem die mir gegebene Praxisadresse kontaktieren.
Soweit war es bisher eine relativ intensive, sehr interessante Erfahrung gewesen, daran teilzunehmen und sie war positiv genug, sodass ich nichts gegen ein zweites Mal hätte (wären da nicht die ungünstigen Zeiten, wegen denen ich mal grosszügig Arbeitszeit opfern muss). Schade nur, dass sowas nicht in Basel auch stattfindet (praktisch in meiner Region) und ich hätte mir, wie gesagt, eine gründlichere Mithilfe nach möglichen Therapeuten gewünscht, eben weil die Klinikleute es doch ganz gut wissen sollten, wie man es in der Schweiz v.a. mit Kosten und Sprechzeiten so handhabt. Naja, muss mich eben seperat danach schlau machen.