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Unter Menschen zu sein laugt mich aus, was meint ihr?

I
Guten Morgen liebes Forum, ich hoffe ihr hattet alle angenehme Feiertage.

Ich schreibe heute einen Beitrag, weil ich seit einiger Zeit das Problem habe, dass mich Kontakt mit anderen Menschen extrem auslaugt und das langsam mein Leben beeinträchtigt.

Kurz zu mir, ich bin schon immer introvertiert gewesen, aber es war nie ein Problem. Mit meinen Freunden habe ich gern viel Zeit verbracht und war da auch sehr redselig, bei anderen Leuten bin ich dann eher ruhig und halte es lieber kurz, weil ich mich danach erschöpft fühle. Aber ich habe es nie als eine Einschränkung erlebt.

Vor ein paar Jahren dann hatte ich Depressionen bekommen. Damals habe ich gemerkt, dass mir regelmäßige soziale Kontakte zumindest in Maßen sehr gut helfen.

Jetzt bin ich seit Sommer mit der Therapie fertig, habe auch meine Antidepressiva abgesetzt und fühle mich eigentlich richtig gut - außer, wenn ich unter Menschen bin.

Wenn ich zum Beispiel auf der Arbeit bin, wo ich alle Kollegen nett finde aber mit denen auch kein enges Verhältnis habe, bin ich danach totmüde und falle sofort aufs Sofa. Dazu muss ich auch sagen, dass ich zwar die Mittagspause allein verbringe und auch allein hin und zurück pendele, aber 8 Stunden unter Menschen zu sein ist trotzdem schrecklich anstrengend. Und da im Betrieb eher ein familiäres Verhältnis herrscht, nehmen das viele auch persönlich wenn ich nicht viel rede oder bei Firmenfeiern als erste gehe.

Wenn ich Homeoffice mache oder eben frei habe, fühle ich mich viel leichter und energetischer. Aber dann muss ich auch wirklich allein sein, mittlerweile mag ich auch meine Freunde nicht zu lange sehen, weil mich das ebenfalls ermüdet.

Ich fürchte bei meinen Freunden ist das auch ein wenig deshalb, weil wir uns ziemlich auseinander gelebt haben. Wenn wir uns treffen sitzt jeder nur am Handy oder redet über Themen, zu denen ich nichts beizutragen habe und das ist dann ähnlich wie wenn ich mit Kollegen reden muss. Es langweilt oder nervt mich einfach.

Auf jeden Fall bin ich jetzt aber soweit, dass ich niemanden mehr habe, bei dem ich es länger als ein paar Stunden aushalte, sich aber viele davon angegriffen fühlen. Ich kann schon verstehen, dass das frustrierend sein muss, aber egal wie ich versuche meinen Zustand zu erklären, es wird immer entweder als Arroganz oder Schüchternheit aufgefasst. Dass ich einfach seeeeehr viel Zeit allein brauche versteht keiner.

Und das ist eben die Einschränkung, die ich jetzt erlebe. Meine Kollegen haben irgendwie noch nie von Introversion gehört oder kommen mit meinem Extremfall nicht klar und sind dann sehr beleidigt, wenn ich nicht von meinem Wochenende erzählen will oder nach ihrem frage. Meine Freunde machen sich größtenteils Sorgen, versuchen das aber durch noch häufigere Treffen und unangekündigte Besuche zu behandeln weswegen ich mich noch mehr von ihnen entfernen will.

Ich will einfach in Ruhe gelassen werden. Aber da das früher nicht so stark war und jeder so negativ darauf reagiert, stelle ich mir deswegen auch die Frage, ob wirklich etwas mit mir nicht stimmt, und ich doch noch irgendwelche psychischen Probleme habe oder die Depression wiederkommt.

Ich hoffe, jemand hier kennt das und kann mir aushelfen.

Liebe Grüße
Island

28.12.2022 12:30 • x 2 #1


Pilsum
Hallo Island,

Zitat von Island:
Jetzt bin ich seit Sommer mit der Therapie fertig, habe auch meine Antidepressiva abgesetzt und fühle mich eigentlich richtig gut - außer, wenn ich unter Menschen bin.

Einerseits hört sich das gut an. Andererseits, gehst Du möglicherweise nun einen Weg, der dort endet,
wo Menschen sich sehr sehr allein fühlen.

Zitat von Island:
Auf jeden Fall bin ich jetzt aber soweit, dass ich niemanden mehr habe, bei dem ich es länger als ein paar Stunden aushalte, sich aber viele davon angegriffen fühlen.


Findest Du das selbst gut?

Zitat von Island:
Ich kann schon verstehen, dass das frustrierend sein muss, aber egal wie ich versuche meinen Zustand zu erklären, es wird immer entweder als Arroganz oder Schüchternheit aufgefasst. Dass ich einfach seeeeehr viel Zeit allein brauche versteht keiner.

Leider glaube ich das nicht, dass Du verstehst, dass es für andere frustrierend sein muss.
Es könnte sein, dass Du etwas ähnliches machst, wie eine Schwimmerin, die zu weit aufs Meer hinaus schwimmt.
Manche kommen dann nicht mehr alleine zurück. Sie haben ihre Kräfte falsch eingeschätzt.
ich hoffe, Dir geht es nicht ähnlich.

Zitat von Island:
Meine Freunde machen sich größtenteils Sorgen, versuchen das aber durch noch häufigere Treffen und unangekündigte Besuche zu behandeln weswegen ich mich noch mehr von ihnen entfernen will.

Mach das, was Du für richtig hältst. Etwas kann ich Dir aber voraussagen. Freundschaften, die Du einschlafen
lässt, wirst Du später vermutlich nicht mehr wiederbeleben können. Das solltest Du jetzt schon wissen.

Zitat von Island:
Ich will einfach in Ruhe gelassen werden. Aber da das früher nicht so stark war und jeder so negativ darauf reagiert, stelle ich mir deswegen auch die Frage, ob wirklich etwas mit mir nicht stimmt, und ich doch noch irgendwelche psychischen Probleme habe oder die Depression wiederkommt.


Es ist schwer zu sagen, ob Du noch irgendwelche psychischen Probleme hast. Es kann allerdings sein.
Wie schon gesagt. Gehe den Weg, den Du für den richtigen hältst.

28.12.2022 15:36 • #2


A


Hallo Island,

Unter Menschen zu sein laugt mich aus, was meint ihr?

x 3#3


I
Guten Abend Pilsum!

Zitat:
Einerseits hört sich das gut an. Andererseits, gehst Du möglicherweise nun einen Weg, der dort endet,
wo Menschen sich sehr sehr allein fühlen.


Die Befürchtung habe ich auch.

Zitat:
Findest Du das selbst gut?


Dass ich keine Bezugspersonen mehr habe finde ich nicht gut. Ich habe mich deswegen auch in der Vergangenheit auch sehr einsam gefühlt. Aber jetzt habe ich mich dran gewöhnt und finde das Alleinsein besser als Zwangsgemeinschaften. Vielleicht rede ich mir das auch nur ein. Aber jetzt ist eben niemand mehr übrig, mit dem ich gern Zeit verbringe.

Zitat:
Leider glaube ich das nicht, dass Du verstehst, dass es für andere frustrierend sein muss.
Es könnte sein, dass Du etwas ähnliches machst, wie eine Schwimmerin, die zu weit aufs Meer hinaus schwimmt.
Manche kommen dann nicht mehr alleine zurück. Sie haben ihre Kräfte falsch eingeschätzt.
ich hoffe, Dir geht es nicht ähnlich.


Die Aussage kann ich gerade nicht nachvollziehen.

Zitat:
Mach das, was Du für richtig hältst. Etwas kann ich Dir aber voraussagen. Freundschaften, die Du einschlafen
lässt, wirst Du später vermutlich nicht mehr wiederbeleben können. Das solltest Du jetzt schon wissen.


Meine Freundschaften sind schon eingeschlafen, bevor ich dieses Problem hatte. Ich glaube, das ist auch zum Teil der Grund warum ich so ein Einzelgänger geworden bin. Ich habe mich immer verpflichtet gefühlt, zu Treffen zu erscheinen, weil ich niemanden verletzten wollte und wegzugehen mir gut getan hat, dachte ich, aber je mehr Zeit wir miteinander verbracht haben, desto mehr habe ich gemerkt, dass es nicht passt und dass ich danach nur schlechte Laune habe.
Ich würde mich lieber an meinen eigenen Bedürfnissen orientieren und nicht versuchen etwas wiederbeleben, was schon lang tot ist.

Zitat:
ist schwer zu sagen, ob Du noch irgendwelche psychischen Probleme hast. Es kann allerdings sein.
Wie schon gesagt. Gehe den Weg, den Du für den richtigen hältst.


Wenn ich den Weg gehe, den ich für richtig halte, ecke ich überall an. Das finde ich genauso schlimm.

Es fällt mir schwer einen Kompromiss zu finden. Wenn ich auf meine Bedürfnisse achte, sind andere beleidigt, wenn ich mich nach anderen richte, leide ich. Natürlich ist das kein Alles oder Nichts Ding, aber auch nur ab und zu Treffen zu haben und eben ein paar Mal die Woche ins Büro zu kommen ist schon eine Belastung für mich und passt den Beteiligten trotzdem nicht. Ich habe das Gefühl, es wird gar nicht gesehen wie viel ich für meine Beziehungen tue. Am liebsten würde ich mich von allen abschotten, aber dass ich das nicht tue wird überhaupt nicht wertgeschätzt.

28.12.2022 18:56 • x 2 #3


A
Guten Morgen, Island.
Ich hoffe du hattest erholsame Weihnachtstage.
Wie du es auch machst, es fühlt sich für dich nicht gut an.
Ich kann es verstehen.
Es heißt dann, gehe in die Selbstfürsorge.
Schaue nach dir und deinen eigenen Bedürfnissen.
Machst du es dann, versteht es keiner.
Was soll das?
Du trägst dein Inneres nach außen,
und?
Unverständnis von anderen.
Sehr energieraubend.
Es ist so schwer, wenn man unverstanden bleibt.
Menschen sind soziale Wesen.
Wenn der Kontakt zu anderen so wahrgenommen wird, als wenn man ein Auto gegen die Wand fährt,
würde ich es auch als Toxisch empfinden.
Du willst gehört und verstanden werden und niemand geht darauf ein.
Einen Therapeuthen aufzusuchen, der dir da weiterhelfen kann, wäre das was für dich?
Ich habe seit 22 Jahren D. und bin in guter Begleitung durch meinen Psychiater
und meine Therapeuthin, die ich seit 5 Jahren aufsuche.
Eine Frage, hast du Kontakt zu deiner Familie?
Ich wünsche dir alles Gute.

29.12.2022 07:10 • x 1 #4


I
Zitat:
Einen Therapeuthen aufzusuchen, der dir da weiterhelfen kann, wäre das was für dich?
Ich habe seit 22 Jahren D. und bin in guter Begleitung durch meinen Psychiater
und meine Therapeuthin, die ich seit 5 Jahren aufsuche.
Eine Frage, hast du Kontakt zu deiner Familie?

Hallo anir,
da ich im Sommer noch in der Therapie war ist es auf jeden Fall möglich zu der Therapeutin zurück zu kehren. Ich habe mir auch schon gedacht, dass das eher was wäre, was ich mit ihr besprechen sollte.

Leider habe ich keine Familie mehr. Ich war ein Einzelkind und meine Eltern sind vor ein paar Jahren verstorben.

29.12.2022 10:22 • #5


A
Guten Morgen, Island.
Keine Familie, das ist schade.
Versuch es eventuell mit einer erneuten Therpie.
Alles Gute für dich.

30.12.2022 07:37 • #6


I
Hallo zusammen, ein kleines Update zu dem Thema:

Ich habe meine Therapeutin deswegen kontaktiert und wir glauben, dass mein Bedürfnis nach dem Alleinsein verständlich und nicht unbedingt schlecht ist.

Als ich auch noch etwas sozialer war hatte ich zum einen viel mehr Kontakte und habe zum anderen schon damals geäußert, dass ich mich bei meinen Kollegen oder meinem alten Freundeskreis nicht mehr wohlfühle. Jetzt sind aufgrund verschiedene Umstände meine neuen Kontakte wieder im Sand verlaufen und es sind nur die Menschen übrig, die teilweise meine Depression verstärkt haben. Dadurch ist es laut ihr nachvollziehbar, dass ich dann lieber allein sein möchte und wahrscheinlich auch besser, damit ich nicht wieder in ein Loch rutsche.

Wir haben zusammen beschlossen, dass ich dennoch versuche neue Kontakte zu finden, da es im Moment keine Beziehung gibt die kitten kann oder möchte.

Ich bin für den Moment auf jeden Fall froh, dass das alles irgendwie Sinn macht.

09.01.2023 19:19 • x 1 #7


Dys
Hallo Island,
wenn ich es richtig interpretiere ist bei Dir das alleine sein nicht gleichzeitig ein Gefühl von Einsamkeit. Falls das so ist, finde ich das nicht unnormal im Sinne einer psychischen Auffälligkeit. Wenn ich mich unter Menschen unwohl fühle, ziehe ich das alleine sein auch vor. Mein persönliches diesbezügliches Bedürfnis zeigt zwar nach Aussage einer Therapeutin schizoide Persönlichkeitszüge, wäre aber keine Störung im pathologischen Sinne.
Aber es strengt mich wegen dieser Züge häufig an, wenn ich unter Leuten sein „muss“. Das laugt mich dann auch irgendwann aus. Daraus resultierte natürlich auch mein Rückzug gegenüber bestimmten Personen, mit denen ich früher intensiver Umgang hatte. Die Frage, ob diese dann beleidigt sind oder sonst irgendwie irritiert, stelle ich mir da dann eher in dem Zusammenhang, welchen Erwartungen dieser Menschen ich wohl nicht mehr gerecht werde, wenn sie so reagieren. Ich hatte einige „Freunde“ denen an meiner Verfügbarkeit nur etwas las, wenn sie selbst einen Benefit davon hatten und nicht ich sondern nur mein tun für Diese relevant war. Es hat lange gedauert, dies zu erkennen und noch länger, bis ich es wahrhaben konnte. Zu diesen Personen pflege ich von meiner Seite aus mittlerweile keinen Kontakt mehr, was natürlich den Kreis derer, mit denen ich noch kommuniziere stark eingeschränkt hat. Was das von Dir genannte anecken angeht, da geht es mir auch bei den verbliebenen Kontakten manchmal so, dass ich hier und da mal mit meiner Ansicht oder auch meinem Verhalten anecke. Allerdings ist das ja keine Einbahnstraße und beim Umgang mit Ecken und Kanten anderer, zeigt sich der Charakter von Personen im Bezug auf Verständnis, Toleranz oder dem fehlen von selbigem.
Kurzum, solange mich keine Einsamkeit befällt, finde ich alleine sein(wollen) absolut normal, wenn meine Gefühlswelt gerade kein Problem damit hat.

VG Dys

11.01.2023 10:17 • #8

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