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Von depressivem Partner treffen oder bleiben?

F
Hallo ihr,

Ich habe einen depressiven Partner. Wir sind seit 4 Jahre zusammen, wohnen zusammen und seit 2 Jahren ist er depressiv.

Er ist in keiner Therapie. Ich versuche ihn sowohl seelisch (motiviere ihn, Sachen anzugehen, Therapeuten anzurufen, Studium anzugehen) als auch finanziell (ich bringe das ganze Geld ein, er so gut wie gar nichts seit einem Jahr).
Immer gab es ein ganz kurzes Hoch und ich dachte, ja jetzt wirds. Aber dann kam sofort wieder die Enttäuschung. Das geht nun schon die 2 Jahre. Nichts geschieht so wirklich. Er sitzt den ganzen Tag nur auf der Couch.

Nun haben wir ein Kind bekommen. Ich setze mein Studium deswegen aus und pausiere meinen Nebenjob. Ich dachte, vielleicht ist ein Kind nun genug Motivation, was anzugehen.
Leider habe ich mich getäuscht.
Das Geld ist knapp wie eh und je, ich kümmere mich zu großen Teilen allein um den Kleinen und den Haushalt und versuche, ihn weiter zu motivieren.

In letzter Zeit bin ich immer gereizter ihm gegenüber. Ich könnte alles kritisieren und mich nervt, dass er selten einhält, was er sagt. Ob es kleine oder große Absprachen sind oder To-Dos für ihn. Ich bin einfach nur noch wütend und überfordert mit der Doppelbelastung. Ich hab nicht das Gefühl, mich um zwei kümmern zu können. Ich bin einfach nur ausgelaugt.

Nun spiele ich auf Grund der Überforderung mit einer Trennung. Klar würde das vieles noch verkomplizieren, aber ich kann mit dieser Stagnation seinerseits nicht mehr lange weiterleben.
Ich weiß, ich sollte einfühlsamer sein. Vor allem weil wir uns kennengelernt haben, da befand ich mich selber in einer schweren Depression. Aus der ich dann mit seiner und professioneller Hilfe sehr schnell rauskommen könnte. Aber ich reiß mir seit zwei Jahren den Ar. auf für uns. Studiere, arbeite, mach den Haushalt und kümmer mich nun um unser Kind.
Und wo ist er? Hat es noch nicht mal geschafft in Therapie zu gehen. Er sagt immer er will, aber bis jetzt ist nichts passiert.

Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich liebe ihn noch. Das auf jeden Fall. Zudem unser gemeinsamer Sohn nun. Aber ich kann einfach so nicht weitermachen.

Ich wollte nach euren Erfahrungen fragen.
Wie war das bei euch. Wie habt ihr euren Partner zur Therapie gebracht? Hat es dann geholfen? Oder habt ihr euch getrennt mit Kind?

31.05.2019 20:15 • x 1 #1


Hoffnung21
Hallo Filine

Bei uns bin ich diejenige mit Depression und ich hätte es ohne meinen Mann nicht geschafft, da raus zu kommen. Das war für meinen Mann und meine 19jährige Tochter auch eine schwere Zeit, aber ich habe immerhin gekämpft, war bei Ärzten, hab Medikamente probiert, war auf Reha.
Wenn dein Mann gar nichts macht, dann gehst du über kurz oder lang daran zu Grunde. Ich glaube auch nicht, dass ständige Motivationsversuche von deiner Seite viel bringen. Ist er denn in ärztlicher Behandlung und nimmt Medikamente? Falls nein, würde ich für ihn die Terminvereinbarung übernehmen, sowohl für den Psychiater als auch den Psychotherapeuten. Versuch ihn von der Couch wegzubringen, indem er täglich draußen spazieren geht, und wenn es nur 10 min sind. Solange er nur rumliegt, wird es immer schlechter. Setz ihn insoweit unter Druck dass er diese kleinen Dinge macht. Und bevor du daran zerbrichst musst du gehen, auch wenn es noch so hart klingt.
Wie sieht es mit einer Therapie in einer Akutklinik aus? Könntest du da was organisieren?

Alles Gute Eis

31.05.2019 22:39 • x 3 #2


A


Hallo Filine,

Von depressivem Partner treffen oder bleiben?

x 3#3


S
Hallo Filine!

Ich kann es absolut nachvollziehen.
Mein Partner macht seit zwei oder drei Jahren eine Gruppentherapie und aus meiner Wahrnehmung her, hat diese nichts geändert.
Ich verdiene das Geld und kümmere mich sehr viel um unser Kind.
Diese Überlegungen zur Trennung habe ich genauso.Ich schwanke immer zwischen:es ist eine Krankheit, er kann nichts dafür! Würde ich es wollen da nicht unterstützt zu werden in dieser Situation Und: ich habe nur ein Leben.Ich gehe daran zur Grunde.Es wird sich nie ändern.

Ich hoffe, du findest einen guten Weg für dich!

01.06.2019 07:31 • x 2 #3


F
Hallo Eis,

Nein, er geht leider in keine Therapie.
Wir sind gerade dabei das anzugehen.
Stationäre Behandlung fällt für ihn raus, weil er bei seinem Kind sein will. Das verstehe ich. Und da ich den Akutstation hier kenne und weiß, dass sie nicht sonderlich gut ist, ist das auch okay für mich.

Nun ist es daran Therapeuten anzurufen. Aber das ist die weitaus größere Hürde.
Vielleicht wäre es wirklich eine gute Idee selbst mit anzurufen.

Ich dachte nur immer, ich nehme ihm damit zu viel ab und bevormunde ihn zu viel dadurch. Weil es ja auch was sehr privates und intimes ist, einen Therapeuten zu besuchen.

Wie konnte dir dein Mann helfen, Eis?

Liebe Grüße, Filine

01.06.2019 07:56 • x 1 #4


F
Hallo SucheHilfe,

Das tut mir leid. Die Situation klingt sehr hart.
Was hält dich denn noch bei ihm?

Liebe Grüße, Filine

01.06.2019 07:59 • x 1 #5


S
Liebe und das gemeinsame Kind

01.06.2019 15:10 • x 1 #6


maya60
Hallo Filine, in meiner Herkunftsfamilie gab es viele Verwandte mit Depressionen und ich selber leide auch darunter. Je nach Krankheitsausprägung und Persönlichkeit bemühen sich manche um Heilung bzw. Linderung, andere lassen sich hängen und wieder andere sind sogar schikanös.

Ich weiß nicht, wieviel Einfluss dein Mann auf seine Krankheit hat, wenn sie unbehandelt ist.

Aber ich weiß, dass 2 Jahre Stagnation eine Zumutung für die Familie ist.

Außerdem kann niemand anderer für den Depressiven die Behandlung organisieren, das muss alles von ihm selber kommen.

An deiner Stelle würde ich ihm im Sinne eures Kindes und eurer Ehe eine Frist setzen bis zu der er Verantwortung für sich und seine Familie zeigen soll, ansonsten bemühst du dich um eine eigene Wohnung für dich und euer Kind.
Sonst wartest du noch in 10 Jahren genauso wie jetzt. Ich weiß, wovon ich rede.

Liebe Grüße! maya

01.06.2019 16:24 • x 4 #7


Hoffnung21
Hallo Filine,

Das mit der Frist sehe ich ähnlich wie Maya, und natürlich muss er selbst sich um seine Behandlung kümmern. Aber das wäre jetzt tatsächlich ein Schritt, den ich nach dieser langen Zeit noch gehen würde. Einen Termin beim Psychiater und Psychotherapeuten organisieren, das ist mitunter viel Aufwand, weil man ja oft zig Anrufe tätigen muss, bis man Termine bekommt. Wenn die Kraft hierzu nicht reicht fände ich das eine gute Unterstützung. Das nächste ist natürlich dann, dass er diese Termine wahrnehmen MUSS, und zwar zwingend freiwillig. Wenn er sich da verweigert, dann wäre meine persönliche Frist abgelaufen, denn dann wird sich nichts ändern. Das würde ich ihm auch klipp und klar so sagen.

Mein Mann hat mir insofern geholfen, dass er erst mal mit mir zu einem Infoabend über Depressionen gegangen ist, obwohl er sich da sehr unwohl gefühlt hat. Dadurch hat er erst mal was über die Erkrankung gelernt. Er hat mich immer wieder abgelenkt, so dass ich auch mal von der Couch hochgekommen bin. Er hat mich immer wieder (nicht ganz am Anfang) auf Feiern und Feste oder zu Freunden mitgenommen, damit ich unter Leute komme. Das war für mich sehr schwierig und ich wollte das nicht, aber es war oft gut. Wir sind immer nur kurz geblieben, und sobald ich signalisiert habe, dass es mir zuviel wird, sind wir ohne Diskussion gegangen. Am Anfang hat er den Freunden dann auch gesagt, dass sie z.B. nicht durcheinander sprechen sollen oder dass ich nicht lange bleiben kann, so dass sie vorgewarnt waren. Das war gut so. Da waren natürlich auch Feste dabei, die gar nicht gingen, wo ich nur geheult hab, aber das war auch für meinen Mann wichtig zu sehen, wo meine Grenzen sind. Das haben wir dann so schnell nicht mehr gemacht. Oder wenn wir ein bisschen was gearbeitet haben hat er mich immer wieder unterstützt, dass ich Pausen mache, und zwar nicht erst wenn ich völlig ko war, sondern eben früher. Er hat mir aber auch den Freiraum gegeben, den ich für mich gebraucht habe. Als ich zur Reha war wollte ich nicht, dass meine Familie jedes Wochenende kommt. Sie waren dann in 6 Wochen nur einmal da, aber ich hab diese Zeit für mich gebraucht. Viele Kleinigkeiten halt, aber ich bin ihm so dankbar dafür. Es war für meine Familie auch eine schwere Zeit.

Ich wünsche Dir, dass sich was ändert.
LG Eis

01.06.2019 18:19 • x 3 #8


Flocon_de_Neige
Zitat von maya60:
An deiner Stelle würde ich ihm im Sinne eures Kindes und eurer Ehe eine Frist setzen bis zu der er Verantwortung für sich und seine Familie zeigen soll, ansonsten bemühst du dich um eine eigene Wohnung für dich und euer Kind.


Ich finde solche Ratschläge nicht wirklich gut. Es ist schon ein Eingreifen in die Privatsphäre. Wir sind Fremde und wir kennen nur die eine Seite durch das Beschriebene hier. Wer weiß schon, was in ihrem Partner vor sich geht, welche Persönlichkeit er ist und hat. Der eine kann sich kurzfristig aufraffen, der andere braucht länger bis sehr lange. Außerdem macht Druck oftmals vieles schlimmer.

01.06.2019 18:59 • x 4 #9


maya60
Ja, unterschiedliche Ansichten, unterschiedliche Menschen. Es sind alles Vorschläge und Ideen und Erfahrungen. Finde ich gut und wichtig.

01.06.2019 19:15 • x 2 #10


F
Danke für eure Antworten.

Ich werde mir nochmal alles durch den Kopf gehen lassen.

Fristen sind für mich schwierig.
Ich habe mir selbst immer wieder und auch ihm einmal Fristen gesetzt. Aber ich halt mich nicht dran.

Bei der Suche nach Therapeuten werde ich versuchen - mit seiner Zustimmung natürlich-, aktiver zu sein.
Mal schauen wie das läuft und ob letztendlich eine Therapie hilft, wenn es soweit kommt.

02.06.2019 20:40 • x 2 #11


A


Hallo Filine,

x 4#12


atheryse13
Zitat von Flocon_de_Neige:

Ich finde solche Ratschläge nicht wirklich gut. Es ist schon ein Eingreifen in die Privatsphäre. Wir sind Fremde und wir kennen nur die eine Seite durch das Beschriebene hier. Wer weiß schon, was in ihrem Partner vor sich geht, welche Persönlichkeit er ist und hat. Der eine kann sich kurzfristig aufraffen, der andere braucht länger bis sehr lange. Außerdem macht Druck oftmals vieles schlimmer.



Da muss ich widersprechen. Vielleicht sollte man es nicht unbedingt als Frist setzen bezeichnen. Ich finde es aber wichtig zu kommunizieren, wo die eigenen Grenzen liegen. Und was passiert, wenn die endlich erreicht oder gar überschritten werden. Das aber umzusetzen, kann eine ganz andere Sache sein.

Außerdem, wenn ich nicht kommunizieren darf, wann meine Grenze erreicht ist, und was ich dagegen unternehmen will, nur weil es Druck machen könnte, dann mache ich mich verantwortlich für die Gefühlslage eines anderen. Wenn Feline nicht mehr kann, dann muss/soll sie das sagen und auch was sie machen will, um sich wieder freier zu fühlen. Schließlich, und das ist meine ganz persönliche Meinung, geht das Kind vor, es kann nicht für sich selber sorgen.
LG

12.08.2019 17:54 • x 2 #12

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