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Von Venlafaxin zu Escitalopram-Probleme beim Umstieg

Bitterlemon
Hallo!

Seit etwa 17 Jahren nehme ich gegen Depression (inkl. Selbstmordversuch), Ängste (generalisierte sowie soziale Ängste - gekoppelt mit Zwängen) Venlafaxin in der Dosis 112,5 mg (dazu noch andere Medis, aber Venla ist mein Haupt-Medikament. Es hilft mir so einigermaßen über die Runden, nicht perfekt, aber es geht (EU-Rente musste ich dennoch beantragen ).
Nun ist seit einiger Zeit mein Blutdruck sehr stark erhöht und einfach nicht wirklich wieder in den Normal-Bereich zu bekommen. Mein behandelnder Psychiater meint, dass man daher das Venlafaxin ausschleichen und auf ein anderes Antidepressivum wechseln sollte (in diesem Fall Escitalopram). Ich bin diesem Wirkstoff gegenüber nicht ganz abgeneigt, da ich unter einigen Nebenwirkungen des Venla schon sehr leide (Schwitzen, Gewichtszunahme usw.), aber gleichzeitig bin ich ein ganz schrecklicher Angsthase: Habe Furchtbares über Absetzsymptome bei Venlafaxin gehört und gelesen und lauere nun geradezu auf Veränderungen (beobachte mich sehr genau).
Es war damals schon sehr schwer, ein Antidepressivum zu finden, dass ich in therapeutischer Dosis nehmen konnte - Venlafaxin war da das einzige.
Kurzum: ich weiß nicht, wie ich den Wechsel hinkriegen soll (und ob er wirklich zwingend notwendig ist).
Ich habe jetzt in 2 Wochen einen Not-Termin bei meinem Psychiater bekommen, aber bis dahin soll ich auf 75 mg runterdosiert haben. HILFEEE. es erscheint mir unmöglich.
Wie ist eure Meinung?
Erstmal bei der alten Dosierung bleiben bis zum Termin? Ist ein Wechsel wirklich nötig? Kann man trotz hohen Blutdrucks weiterhin Venlafaxin nehmen?
Für eure Einschätzungen/Erfahrungen bzw. Tipps wäre ich sehr dankbar!

07.05.2018 10:00 • #1


CeHaEn
Moin Bitterlemon

Dein hoher Blutdruck kann mit dem Venlafaxin zusammenhängen und deswegen finde ich die Umstellung schon sinnvoll, wenn andere Maßnahmen nicht geholfen haben.
Die Absetzsymptome decken sich teilweise mit den Nebenwirkungen, die besonders zu Beginn der Medikation auftreten können. Vielleicht erinnerst du dich ja noch an deinen Anfang.
Dir mit deiner Angststörung hilft es natürlich nicht, wenn ich dir sage, dass du keine große Angst vor den Absetzerscheinungen haben musst. Allerdings kannst du dein Wissen um diese Symptome für dich nutzen: Wenn sie auftreten sollten, dann kommen sie immerhin nicht aus heiterem Himmel. Du kannst also deine Dosierung verringern, einige Tage lang abwarten und aufmerksam sein. Wenn du Absetzsymptome feststellst, dann sollten sie sich im Laufe der Tage durchaus bessern. Vielleicht bemerkst du sie aber auch kaum. Selbst wenn Symptome auftreten, dann müssen sie nicht zwangsläufig heftig ausfallen.

Ich habe etwa eineinhalb Jahre lang Venlafaxin genommen; anfangs 75 mg und zuletzt 225 mg täglich. Ich habe beim Ausschleichen keine gravierenden Absetzsymptome feststellen können. Zunächst war mir gelegentlich etwas schwindelig, aber nach zwei oder drei Tagen war das vorbei. Nach drei Wochen waren dann auch die üblichen Nebenwirkungen der Medikation (Schwitzen...) fast komplett abgeklungen.

07.05.2018 13:39 • x 1 #2


A


Hallo Bitterlemon,

Von Venlafaxin zu Escitalopram-Probleme beim Umstieg

x 3#3


Bitterlemon
Hallo Du,
vielen Dank für deine Antwort! Bitte entschuldige, dass ich jetzt erst schreibe...
Das stimmt alles, was du da so schreibst, und mittlerweile überlege ich, mir das auszudrucken und jeden Tag durchzulesen. Ich bin echt selbst mein schlimmster Feind.
Ich überlege gerade, ob es - in ganz geringer Dosierung - möglich ist, das Ein-und Ausschleichen beider Medis zu kombinieren, um die Situation etwas zu beschleunigen...
Für weitere Tips und liebe Worte bin ich immer dankbar!

10.05.2018 07:42 • #3


CeHaEn
Ist doch nicht schlimm, dass du ein paar Tage gebraucht hast für die Antwort. Hast du denn deine Dosierung inzwischen verringert?
Zitat von Bitterlemon:
Ich überlege gerade, ob es - in ganz geringer Dosierung - möglich ist, das Ein-und Ausschleichen beider Medis zu kombinieren, um die Situation etwas zu beschleunigen...

Wirf diese Idee am besten gleich über Bord. Du hast hier zwei Wirkstoffe, die in deinen Serotoninhaushalt eingreifen. Venlafaxin ist ein selektiver Serotonin-/-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI); Escitalopram ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Sie wirken ähnlich, aber durchaus unterschiedlich.
Es gibt wohl Studien, laut denen beide Wirkstoffarten miteinander kombiniert werden können. An anderer Stelle hieß es, dass eine Kombination jedoch zum sog. Serotoninsyndrom führen kann, weil letztlich zu viel Serotonin im zentralen Nervensystem herumschwirrt. Das kann gefährlich werden.
Für mich als Laien heißt das: Wenn, dann nur von jemandem verordnet, der davon wirklich Ahnung hat und auf gar keinen Fall selbst ausprobieren!

Außerdem hilfst du dir selbst kein Stück weiter, wenn du ungeduldig wirst und dir damit Druck machst.

10.05.2018 21:13 • x 1 #4


Bitterlemon
Naja, halbherzig runterdosiert. Zwei Tage lang die 37, 5 mg Tablette halbiert, heute dann wieder eine ganze genommen... Gerade bin ich zusätzlich in einer Stress-Situation: Mein Freund hat Urlaub und erwartet dann von mir ein gewisses Maß an Aktivität/Interesse/Fröhlichkeit (Dinge, die ich schon standardmäßig nicht sooo in meinem Repertoire habe...). Ich denke, ich warte den Urlaub erstmal ab, seufz...
Das Serotonin-Syndrom kenne ich und habe ich einkalkuliert (habe eine Weile Citalopram, den Vorläufer von Escitalopram, zusätzlich zum Venla genommen), was aber funktioniert hat.
Ich werde das auf jedem Fall mit meinem Doc besprechen und nicht alleine rumexperimentieren....

11.05.2018 10:59 • #5


CeHaEn
Bei dir ist ja noch das Problem mit deinem Blutdruck. Wenn er tatsächlich durch das Venlafaxin so hoch ist, dann wäre eine Kombination von Venla und SSRI ja witzlos.

Du hattest also deine Dosierung immerhin um ca. 18 mg reduziert. Was eine Wirkung oder Absetzerscheinungen angeht, ist das bei Venlafaxin fast nichts. Für deine Angst war es allerdings ein echter Schritt und damit ein guter Anfang. Warum hast du nach zwei Tagen wieder abgebrochen? Hast du dich denn mit der reduzierten Dosis merklich anders gefühlt, oder lag es nur an diesem empfundenen Druck wegen deines Partners?
Er sollte dich schließlich gut genug kennen und daher wissen, dass du nicht einfach eine neue Büchse Elan aufmachen kannst. Dafür sollte er dementsprechend auch Verständnis haben. Ich denke, dass du dir diesen Druck eher selbst aufbaust.
Andererseits täte es dir sicherlich gut, mal über deinen Schatten zu springen und einfach mal etwas mitzumachen, wenn dein Freund eine Idee hat. Ich bin selbst immer wieder überrascht, wie positiv sowas auf mich wirkt, obwohl ich vorher eigentlich keine Lust habe. Denn noch viel eigentlicherer habe ich durchaus Bock, kriege aber meinen Hintern nicht hoch.

11.05.2018 20:09 • x 1 #6


M

16.12.2020 19:25 • #7


Lost111
@Mörf

Ich habe nach jahrelanger Medikation mit Venlafaxin 2017 auf Citalopram gewechselt. Ich hatte dabei keine nennenswerten Schwierigkeiten/Nebenwirkungen irgendwelcher Art.

LG Lost111

16.12.2020 21:28 • x 1 #8


M
Zitat von Lost111:
@Mörf Ich habe nach jahrelanger Medikation mit Venlafaxin 2017 auf Citalopram gewechselt. Ich hatte dabei keine nennenswerten Schwierigkeiten/Nebenwirkungen irgendwelcher Art. LG Lost111


Hi,

ging es dir mit dem
Citalopram besser?

LG

12.02.2021 19:47 • #9


Lost111
@Mörf

Ja, das würde ich mal so behaupten.
Wobei meine Medikation eh mal überdacht werden sollte... Habe momentan keinen Psychiater zur Hand, erst ab dem 01.4. wieder.
Hast du inzwischen gewechselt?

LG Lost111

12.02.2021 20:59 • #10


M
@Lost111

nein noch nicht. Habe am Montag einen Termin, mein Psychiater würde gerne kombinieren mit dem Venla. aber ich habe das gefühl, das es einfach das falsche Präparat für mich ist.

Seit Oktober 2020 quäle ich mich dadurch.
Ich hatte eine Dosiserhöhung bis 150mg. Die innere unruhe wurde extrem stark und von schlaf war garnicht mehr zu sprechen ohne eine Melperon Tablette. Verbesssrungen hatte ich leider keiner. Seit knapp 3 Wochen bin ich wieder auf 75mg. Ich verspüre immernoch eine sehr starke innere unruhe und bin dadurch extrem unglücklich und leicht aggressiv.

12.02.2021 21:17 • #11


A


Hallo Bitterlemon,

x 4#12


Lost111
@Mörf

Warum denkst du, dass es das falsche Präparat für dich ist?
Warte einfach den Termin bei deinem Psychiater ab und sprich mit ihm über deine Bedenken. Da solltest du ganz ehrlich und offen sprechen, wie es dir damit geht. Nur Mut! Manchmal kann es einfach länger dauern, bis man das richtige Medi gefunden hat.
Ich drücke dir die Daumen für ein gutes und produktives Gespräch am Montag.

LG Lost111

12.02.2021 22:37 • x 1 #12

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