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Warum Antidepressiva nehmen? Paradoxe Wirkung

N
Hallo,

leider weis ich aktuell nicht mehr weiter und der Leidensdruck nimmt nicht ab trotz unterschiedlicher Herangehensweisen.

Kurz zur Vorgeschichte:

- Vor 6 Jahren Burn-Out (Erschöpfungsdepression mit vorangegangener Angsterkrankung) verursacht vmtl. durch sehr starken beruflichen Stress und unausgewogenes Privatleben
- Der Erkrankung ging eine stärkere Virusrerkrankung mit zweiwöchiger Antibotikatherapie voraus mit abschliessenden Bluthochdruck
- Nach Krankenhausaufenthalt (Panikattacke ging voraus) und Nichtfindung organischer Ursachen außer Bluthochdruck erfolgte stationäre Behandlung in Psychiatrie + psychosomatischer Klink + ambulante verhaltensorientierte Psychotherapie (Ergebnis Stressorenbeseitigung)

In den letzten Jahren habe ich mich nach einer Wohnort-, Berufs- und teilweisen Privatlebensänderung mit einer selbständigen Teilzeitarbeit (in meinem Beruf bin ich berufsunfähig) und dem Umgang vor allem mit der Angsterkrankung durch leichte pflanzliche Beruhigungsmittel und Vermeidungsstategien halbwegs arrangiert. Die depressive Symptomatik (leere im Kopf, tiefe Angst und Traurigkeit) verschwand dabei über die Jahre weitgehend auch das Schlafverhalten war sehr gut. Ärzte mied ich der Zeit weitgehend, leichte Besserung hatte ich immer nach warmen Mahlzeiten, frühmorgends war ich öfters angespannt mit innerer Unruhe. Seit Mai dieses Jahres ist es allerdings wieder deutlich schlechter geworden und ich war nach einer vmtl. unbewussten stressausgelösten Panikattacke (Sehprobleme, Kopfschmerzen, starkes Unwohlsein) dann wiederholt einige Tage im Krankenhaus ohne org. Befund.

Nun zur Problematik mit den Antidepressiva:

Vor 6 Jahren bestand meine damalige Medikamentation im ersten Schritt wegen dem hohen Blutdruck aus einem Betablocker (machte mich noch niedergeschlagener) dann aus hochdosierten Johanniskraut (einige Wochen ohne Besserung eher kamen erste depressive Phasen) 2. Opipramol (keine Wirkung außer leichte Benommenheit und ein paar Nebenwirkungen). Dann ging leider der Horror los, in der Psychiatrie wurde ich von Opipramol auf Citalopram (10 und später 20mg) + Schlafmittel umgestellt mit der Wirkung das nach 1 Woche extreme Panikattacken auftraten und ich mich immer schlechter fühlte. Zusätzlich wurde mir später noch ein Neuroleptika verabreicht welche den Zustand immer mehr forcierte. Ich hatte dauerhaft Panikattacken (als wenn der Körper brennt) konnte nicht mehr ausreichend schlafen, war schwach benebelt, Unruhe, Tremor in den Beinen und konnte die Therapien nicht mehr mitmachen, ein Nervenzusammenbruch erfolgte auch noch. Nach knapp 3 Wochen bewirkte mein privates Umfeld, denen ich sehr dankbar bin aufgrund des extrem verlechterten Zustandes eine Entlassung. Danach folgte eine schleichende Absetzung von Citalopram und sofortige Absetzung des Neuroleptikas sowie wieder ein Übergang zu Opipramol und später Johanniskraut. Beim zweiten 8 wöchigen Aufenthalt in der psychosomatischen Klinik wurde komplett auf Antidepressiva bei allen Patienten verzichtet. Seit dem habe ich immer mal wieder pflanzliche Präparate kurzeitig probiert aber meist nach Nichtwirkung wieder weggelassen.

Nach meinen aktuellen KH Aufenthalt wurde mir wiederholt vom Hausarzt Opipramol (25mg danach 50mg) verschrieben welches ich dann auch einige Wochen regelmäßig nahm. Mit der Zeit kamen nun aber wieder diese depressiven Phasen die ich jahrelang nicht hatte, vor allem am Abend. Ich nahm dann das Opipramol wieder etwas unregelmäßige ein. Im Hochsommer diesen Jahres wurde es dann ganz schlimm und es stellte sich neben Unruhezuständen auch ein starker Interessenverlust ein. Ich habe dann versucht durch Reduzierung der Arbeit und durch verstärkte Aktivitäten wie Spaziergehen, Fahrrad fahren, Sonneneinstrahlung und leichte Unternehmungen gegenzusteuern. Da der Zustand nicht besser wurde versuchte ich Im September nach Absetzten des Opipramols wieder hochdosiertes Johanniskraut wobei nun ein bis zwei Wochen wieder starke depressive Phasen mit leere im Kopf und morgendliches früherwachen mit Elendigkeitsgefühl auftraten. Ab diesen Zeitpunkt fasste ich schon eine Selbsteinweisung in eine Klinik ins Auge und bereitete mein privates Umfeld darauf vor, außerdem entschied ich mich wenn keine Einweisung dann ambulanter Psychater. Der ambulante Termin dauerte einige Wochen und ich setzte 2 Wochen vorher das Johanniskraut ab um gegenüber chemischen Antidepressiva offen zu sein. Mir wurde dann nach einem angenehmen freundlichen Gespräch eine erneute Psychotherapie empfohlen diesmal mit analytischen Ansatz und das Medikament Escitalopram (erst 5mg, später 10mg). Am Abend war ich noch guter Hoffnung und nahm die erste Tablette zum Abendbrot und schlief dann später auch gut ein. Nach ca. 2 Stunden stand ich im Bett mit einer Panikattacke wie ich sie seit Jahren nicht erlebt hatte. Ich versuchte diese zu ignorieren und schob es auf die Anspannung des vorangegangen Psychatertermins, es dauerte dann wieder einige Zeit bin ich einschlafen konnte um dann aber sehr früh wieder mit Panikatacken zu erwachen. Das ganze ging dann ca. 1 Woche, ich konnte kaum noch schlafen mit nächtlichen Panikattacken und brennender Haut (vorher Jahrelang kein Problem). Am Tag ging es halbwegs mit eher mäßigen Nebenwirkungen wie starkes schwitzen der Hände und Füsse, auch war ich emotional etwas abgestumpfter (keine Ahnung ob es an den Medikamenten oder dem Schlafentzug lag). Nach dieser Woche und dem Hinweis auf meine damalige Citaloprameinahme setzte ich das Medikament in Absprache mit meiner Psychaterin ab, seitdem klappt es wieder mit dem Schlaf deutlich besser. Alternative Antidepressiva (Venlafaxin) habe ich vorerst abgelehnt und werde auf jeden Fall die Psychotherapie beginnen. Seit gestern teste ich nach anraten einen Bekannten L-Thyptophan (500mg) und war einige Stunden nach Einahme schon etwas angespannter als sonst auch einschlafen war etwas schwieriger obwohl dann durchgeschlafen. Heute morgen hatte ich wieder einen eher depressivere Grundstimmung im Gegensatz zu den vorangegangen Tagen da war ich eher wie in der Vergangenheit nur unruhig.

Ich frage mich nun woran liegt das das ich so extrem auf die Substanzen reagiere und geht es anderen ebenfalls so? Offensichtlich scheint bei mir der Serotoninansatz eher das Gegenteil zu bewirken oder ist das ein unbewusster Placeboeffekt? Ich setzte eigentlich vor allem in der letzten Zeit bewusst sehr große Hoffnungen in den Einsatz von Medikamenten bin aber leider mittlerweile resigniert da es mir mit immer schlechter ging. So richtig schlau aus dem Zusammenspiel bzw. Theorien der Botenstoffe werde ich aus den wissenschaftlichen, ärtzlichen Beiträgen des Netzes und der Nutzererfahrungen auch nicht, das ergibt kein kohärentes Bild.

Würde mich übers lesen und Denkanstöße freuen. Leider bin ich auch zu sehr verkopft und suche öfters nach einer Lösung um mich wieder auf ein lebenswertes Niveau zu bringen.

Sören

24.11.2018 11:41 • x 1 #1


CeHaEn
Moin Sören,

ich finde es auf jeden Fall gut, dass du es mit einer weiteren Therapie versuchen möchtest. Du wirst ja sehen, ob du sie wieder medikamentös begleiten willst, oder nicht.

Grundsätzlich dauert es bei Antidepressiva mehrere Wochen, bis die jeweilige Dosierung ihre volle Wirkung entfaltet. Da kann es ganz besonders am Anfang zu sehr unangenehmen Nebenwirkungen kommen, wie du sie erlebt hast - darunter durchaus Nervosität, Unruhe, Angst. Wenn du ohnehin zu solchen Zuständen neigst, dann leuchten mir die anfänglichen Panikattacken ein. Da ist es natürlich schwer, anfängliche Probleme abzuwarten, bis sich dein Körper auf das Medikament eingestellt hat.
Tatsächlich läuft es oft auf eine regelrechte Suche nach dem passenden Medikament hinaus, selbst wenn es sich um ähnliche Wirkstoffe handelt. Die Verträglichkeit ist am Ende dann doch ziemlich individuell. Das kann mit dem L-Tryptophan genau so sein, weil dein Körper daraus Serotonin bildet und sich ähnliche Nebenwirkungen wie bei SSRI/SNRI einstellen können. Vielleicht verträgst du es aber auch besser und wenn die erwünschte Wirkung groß genug ist, dann ist das doch gut.
Wichtig ist aber in jedem Fall, dass du dein Medikament regelmäßig einnimmst. Andernfalls kann es, z.B. wenn man einfach mal eine Tablette vergisst, zu einer Art Absetzerscheinung kommen. Das habe ich zeitweise bei Escitalopram und Venlafaxin auch selbst festgestellt.

Zitat von Nemomec:
So richtig schlau aus dem Zusammenspiel bzw. Theorien der Botenstoffe werde ich aus den wissenschaftlichen, ärtzlichen Beiträgen des Netzes und der Nutzererfahrungen auch nicht, das ergibt kein kohärentes Bild.

Ich glaube, deswegen spricht die Fachwelt bislang bspw. noch von einer Serotoninhypothese

24.11.2018 12:47 • #2


E
Hallo,

nur ganz kurz - weil mir heute (noch) nicht nach viel schreiben ist - vielleicht ist das - aus meiner Frage
kennt-jemand-den-abcb1-test-t25019.html

interessant für dich. Du kannst ja noch ein wenig weiter googeln danach.

24.11.2018 12:47 • #3

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