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Was hilft wirklich bei Burnout?

R
Hallo,

nach einem Totalzusammenbruch im Mai verbrachte ich insgesamt 11 Wochen in einer psychosomatischen Klinik. Die Diagnose lautet Erschöpfungsdepression (Burnout), somatoforme Störung (vor allem Schwindel/Sehstörungen) und leider auch (bereits abklingende) Panikstörung.

Mir geht es viel besser als damals, aber noch bin ich relativ wenig leistungsfähig (schätze mal ich liege bei 65% Power). Die Ursachen sind mir durch die Therapien klar und ich habe auch bereits vieles an mir geändert (manches dauert halt). So arbeite ich an meinem Perfektionismus, meinem Selbstwertgefühl etc., auch kann ich mich dank Progressiver Muskelentspannung besser beruhigen. Symptome schätze ich vernünftiger ein damit machen sie mir weniger Angst.
Leider bin ich ungeduldig.

Was hat euch geholfen? Was tut ihr gegen Schwindel und diese Konzentrationsstörungen (manchmal flimmert und flackert alles, wie eine Art Sehschwindel). Lesen kann ich nur unter Anstrengung. Wer hat Tipps oder will sich einfach nur austauschen?

LG

Reinhard

09.10.2009 14:18 • #1


C
Hallo Reinhard,
ich hatte vor 3 Jahren meinen Zusammenbruch, aber leider danach keine so intensive Betreuung wie du. Zwar war ich in psychiatrischer und psychologischer Betreuung, als auch zur Reha - gravierende Verbesserung hat bei mir jedoch nur die Zeit gebracht.
Ich habe noch immer starke Einschränkungen und freue mich über kleine Dinge, die sich positiv verändern. Wo ich vor 3 Jahren noch nicht einmal mehr ans Telefon gehen konnte, stelle ich mich jetzt tapfer hin und reklamiere beispielsweise Dinge oder spreche meine Meinung klar und deutlich aus.
Was ich jedoch seit dem Zusammenbruch überhaupt nicht kann ist das Lesen! Früher habe ich Bücher verschlungen, heute schaffe ich es nicht, mich auf eine Seite zu konzentrieren. Kurze Beiträge (Zeitungsartikel) klappen, längere wieder gar nicht. Inzwischen habe ich aufgegeben, mich diesbezüglich zu fordern.
Vielleicht kommt das Konzentrationsvermögen irgendwann wieder.

Ich bin seit dem Burnout arbeitsunfähig - nicht zuletzt wegen der Konzentrationsstörung.Ich habe immer gerne gearbeitet und hoffe, das auch irgendwann wieder zu können.

Sieh meinen Beitrag nicht zu negativ an - ich habe bereits von vielen Burnout-Betroffenen gelesen/gehört, die nahezu vollständig genesen sind.

Ich wünsche dir viel Glück und vor allem gute Besserung

09.10.2009 20:08 • #2


A


Hallo ReinhardMuc,

Was hilft wirklich bei Burnout?

x 3#3


Anika
Hallo Reinhard,
ich hatte letztes Jahr im Juli mein zweites burn out, nachfolgend eine Depression und generalisierte Angststörung. Das erste burn out war vor 13 Jahren.

Die Problemfelder sind ähnlich bei mir: Perfektionismus, Selbstwert und auch Ungeduld Dazu dann diffuse Ängste.
Durch die Therapie habe ich grosse Fortschritte gemacht.

Schwindelattacken hatte ich nicht.
Die Konzentrationsstörungen sind einfach mit der Zeit schwächer geworden, verstärken sich aber unter Stress und ich muss einfach möglichst schnell erkennen, wenn ich überfordert bin und dann innere oder auch äussere Gegenmassnahmen treffen. Entspannungsübungen oder auch einfach eine bewusste Pause während der Arbeit, wo ich mich runter fahre. Lange Zeit habe ich gedacht, dass ich nun dement werde, verblöde, weil ich so viele Fehler machte wegen der Konzentrationsschwäche. So viel vergass. Das hat mir Angst gemacht. Mir hilft es, mir zu sagen, dass es eine normale Erscheinung meiner Erkrankung ist. Ich kann das jetzt meistens einfach akzeptieren, annehmen und dazu stehen. Denn wenn ich mich selber noch unter Druck setze, dann verstärkt das nur die Symptome. Ich nehme das nun als Zeichen, einen Gang runter zu schalten. Einfach ganz langsam zu machen, egal was andere darüber denken. ( Na ja, das letzte muss ich noch üben )

Sehstörungen: Ich habe irgendwann bemerkt, dass ich Schrift nur noch verschwommen sehe. Grosse Angst! Bin dann zur Augenärztin, die mir sagte, ich solle mir eine Lesebrille aus dem Supermarkt kaufen. Falls die stärkste nicht mehr ausreiche, solle ich wieder kommen. Puh, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Meine Augen sind einfach altersbedingt schwächer geworden. Mehr nicht. Seit dem kann ich wieder klar sehen
Hast du deine Augen schon mal untersuchen lassen?

Arbeitest du denn wieder auf deiner alten Arbeitsstelle? Im gleichen Beruf?

Viele Grüsse von Anika

12.10.2009 08:37 • #3


R
Ja ich habe auch eine Lesebrille. Aber meine Sehstörungen sind mehr dieses ruckartige schwindelige Sehen. Autofahren etwa ist mir ein Graus geht mir alles zu schnell. Im Prinzip sehe ich so als ob man todmüde ist. Das Gehirn scheint einfach nicht schnell genug verarbeiten zu können.
Nach einem halben Jahr krank, arbeite ich an einem neuen Ort (näher an meiner Heimat) in einem ruhigeren Bereich wieder aber erst im November und mit reduzierten Stundenzahl anfangs.

15.10.2009 10:33 • #4


Anika
Hallo ReinhardMuc,
an deiner Stelle würde ich doch mal die Augen untersuchen lassen. Dann hast du in dieser Hinsicht Sicherheit und schaden tuts auch nicht.
Vielleicht hat es eine körperliche Ursache, die behandelt werden kann und über du dir dann keine Gedanken mehr machen brauchst. So würde ich das angehen.

Das ist doch auch ein Stück Selbstliebe, wenn wir körperliche Symptome ernst nehmen und etwas tun, damit es uns besser geht.

Für deinen Arbeitsstart im November wünsche ich dir alles Gute.

Viele Grüsse von Anika

16.10.2009 16:08 • #5


R
Zitat von Anika:
Hallo ReinhardMuc,
an deiner Stelle würde ich doch mal die Augen untersuchen lassen. Dann hast du in dieser Hinsicht Sicherheit und schaden tuts auch nicht.
Vielleicht hat es eine körperliche Ursache, die behandelt werden kann und über du dir dann keine Gedanken mehr machen brauchst. So würde ich das angehen.

Das ist doch auch ein Stück Selbstliebe, wenn wir körperliche Symptome ernst nehmen und etwas tun, damit es uns besser geht.

Für deinen Arbeitsstart im November wünsche ich dir alles Gute.

Viele Grüsse von Anika


Ich hatte drei Untersuchungen bei drei Augenärzten, zudem eine orthooptische Untersuchung im Klinikum.
Alles ohne Befund.

16.10.2009 19:05 • x 1 #6


J
Hallo, ReinhardMuc.

Das mit dem Burn-Out ist, glaube ich, wirklich so eine Sache. Ich bin auch von Arzt zu Arzt gegangen, weil irgend etwas nicht stimmt, und bis auf einen hohen Virenwert haben die Ärzte kaum etwas gefunden. Das mit diesen psychosomatischen Dingen ist wirklich kompliziert. Aber ich finde es trotzdem gut, erst einmal abchecken zu lassen, ob organisch alles ohne Befund ist.

Das mit dem merkwürdigen Schwindel (wie ein Schwanken) kenne ich auch, besonders wenn ich unter besonderer Anspannung bin. In diesen Fällen soll ich immer auf eine tiefe Bauchatmung achten. Ich atme dann wohl oft zu flach im Brustbereich, und dann ist wohl das vegetative Nervensystem gestört.
Sehstörungen habe ich manchmal im Zusammenhang mit Migräne. Dann ist es oft so, dass die Sehstörungen heftiger sind als die Kopfschmerzen. Hast Du mit Migräne zu tun?

Liebe Grüße, Jandi.

16.10.2009 20:00 • #7


R
Mit Migräne habe ich keine Probleme. Ich hoffe mal ich überstehe das Absetzen des Trevilor ab heute ohne grosse Probleme. Mein Nachfolgetherapeuth meinte ohnehin es wäre bei somatoformen Problemen und Burnout nicht das zwingend richtige gewesen.
Ich mache weiter mit dem Umkrempeln meines Lebens, ziehe am Dienstag um in eine neue Stadt und neuer Job. Sport fällt mir halt sehr schwer obwohls sicher wichtig wäre. Bin danach megaplatt.

17.10.2009 08:06 • #8


Anika
Ängstigen dich die Sehstörungen und der Schwindel?

Bei mir ist das so, wenn ich mich ängstlich verspanne, wenn ich körperliche Symptome spüre, dass alles nur noch schlimmer wird. Wenn ich mich bewusst entspanne, die Symptome anschaue und zulasse und mir sage, dass ich daran jetzt sicherlich nicht zu Grunde gehe, dann werden sie ganz oft und ganz schnell schwächer oder verschwinden sogar.

Auch ein Spaziergang ist Sport. Und den kannst du so gestalten, dass es dir hinterher gut geht. Und wenn die Kondition es wieder zulässt, kannst du immer noch anstrengendere Sachen machen.

Ich bin zu Beginn meines burn outs nicht mal 5 Stufen ohne Schmerzen in den Beinen, Keuchen und nach Luft schnappen hoch gekommen. Und ich war vorher wirklich fit!! So was ist vielleicht auch ein Zeichen, endlich runter zu fahren, langsam, richtig langsam, zu werden und auf sich selber Rücksicht zu nehmen.

P.S.: Habe gerade gesehen, dass du das gleiche Thema auch unter Psychosomatik gepostet hast und dort auch geschrieben hast, dass diverse Untersuchungen gemacht wurden....das hatte ich nicht gesehen. Sorry daher wegen meiner Nachfrage

17.10.2009 09:29 • #9


R
Ja ich wurde in der Klinik umfangreich durchgecheckt. Ausser einer HWS die dringend aufgebaut werden muss, fand man nichts großartiges.
Spaziergänge mag ich ohnehin, eine gute Idee, kann ja auch zügiger gehen. Werde ich nächste Woche mal angehen nach meinem Umzug (ziehe 300km weiter weg am Dienstag).

Mich ängstigen vor allem der Schwindel und die Sehstörungen das ist richtig. Und ja ich sprüe schon das die Angst davor und das Reinsteigern während eines Anfalls alles schlimmer machen. Mir helfen dann Anlenkung (spielen mit meiner Tochter, Lesen falls es geht etc.) oder wenn ich es zeitig merke Muskelentspannung. Ich mache auch seit Monaten Autogenes Training, das geht aber akut nicht sondern nur regelmäßig.

Seit heute habe ich Trevilor von 75mg auf 37,5 runter hoffe mal ich überstehe das Absetzen ohne grosse Zwischenfälle so wie es mein Arzt und Therapeuth sieht.

Wie lange dauerte es bei dir bis es aufwärts ging?

17.10.2009 12:32 • #10


J
Hallo, ReinhardMuc!

Ich wünsche Dir viel Glück für Deinen Neuanfang und viel Kraft für den Umzug!

Liebe Grüße, Jandi.

17.10.2009 19:35 • #11


Anika
Mir ist gerade eingefallen, dass ich Schwindelattacken damals bei meinem ersten burn out vor 13 Jahren hatte. Einfach, auch wenn ich sass wurde mir schwindelig. Es war, als ob Sturmböen durch meinen Kopf brausten. Und ich erinnere mich auch an die Ängste, die ich damals gehabt habe. Das ist wirklich ein ekeliges Gefühl!

Leider habe ich ja damals keine Therapie gemacht und wusste nichts von Entspannungsübungen etc. Habe das alles herunter geschluckt und ausgehalten. Stabil war ich nach 8 Monaten ohne Medis und ohne Therapie.

Danach habe ich dann wieder geschuftet im gleichen Beruf.

Dieses burn out plus Depression traf mich letztes Jahr im Juli und seit gut 8 Wochen geht es richtig bergauf. Also, es hat mehr als ein Jahr gedauert. Aber dass ich sagen kann, es ist wie vorher, also, dass ich wieder genau so leistungsfähig bin, das ist einfach nicht so. Ich habe ja in der Therapie gelernt, meine Gefühle zu spüren und zu benennen und das geht jetzt schon oft automatisch. Deswegen geht auch das verdrängen nicht so einfach. Soll ja auch gar nicht. Ich möchte meine Grenzen und mich selber ja kennen lernen und beachten.

Medikamente habe ich nicht genommen. Ich nehme nicht mal Kopfschmerztabletten. Da habe ich echt eine Abneigung bzw. Ängste, die ich nicht überwinden kann. Daher kann ich da leider gar nichts zu schreiben.

Arbeitsunfähigkeit waia! Da hast du ja nächste Woche echt Stress mit dem Umzug. Hoffe, es gibt genug helfende Hände.

Was bestimmt gut ist, dass du ein neues berufliches Umfeld hast und wie du schreibst, mit weniger Stress. Also, ruhiger. Und das ist auch wichtig!!

Mich haben letztes Wochenende die Behinderten, die ich auf meiner vorherigen Stelle betreut habe, besucht. Einfach nur besucht. Und mir kamen nach kurzer Zeit ganz viele wohlbekannte miese Gefühle hoch. Ich konnte nicht mehr richtig atmen, bekam Sodbrennen, Ängste (habe natürlich fröhlich und freundlich getan...die alte Maske übergstülpt).....und es dauerte einige Stunden, bis ich wieder relaxt war.

Also, ich drück mal die Daumen, dass der Umzug relativ stressfrei verläuft und ihr ein schönes neues zuhause bekommt, wo ihr euch wohl fühlen könnt.

Viele Grüsse von Anika

17.10.2009 20:03 • #12


A


Hallo ReinhardMuc,

x 4#13


R
Den Umzug machte eine Firma da guck ich nur zu

Ja meine Gefühle kann ich nun auch gut zuordnen und auch äußern. Vorher habe ich immer alles runtergeschluckt.
Merke heute schon das Absetzen des Trevilor ein wenig. Schwindel, Übelkeit und eine Unruhe die ich gut kenne. Aber das vergeht sicherlich. Lege mir jetzt Klassik zum Einschlafen auf und hoffe auf eine ruhige Nacht.

Liebe Grüße

17.10.2009 20:19 • #13

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