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Wenn der Chef meine Depression versteht

maya60
Liebe Eis, wenn mich, seit ich an schweren chronischen Depressionen leide, früher wer fragte, warum ich neben der Verantwortung für meinen behinderten Sohn nicht noch arbeite oder mich dazu ermutigen wollte, dann hat mich das auch tief getroffen, da verstehe ich dich gut. Genauso wie es mich schon tief traf, dass ich wegen der vielen Besonderheiten unseres Sohnes aus meiner Berufstätigkeit aussteigen musste. Das war lange ein großer Schmerz, mein vorheriges Leben ganz aufgeben zu müssen.

Die Depression umfasst aber ein so großes Feld von unterschiedlich schweren Ausprägungen und Arten und Depressionsursachen und dann noch individuellen Unterschieden, dass dieses Thema, dass es gute Chefs und Arbeitsbedingungen gibt, die ein Weiterarbeiten trotz Depression möglich und richtig machen genauso zutreffen kann wie, dass das Weiterarbeiten die reinste Unmöglichkeit ist wegen zu schwerer Depression oder wegen einer krankmachenden Arbeitsstelle oder der Selbstüberforderung ständig und in allen Lebensbereichen bei einem Burnout mit Erschöpfungsdepression häufig.

So macht dieses Thema meiner Ansicht nach Mut für alle, wo es passt oder passen könnte mit offenem Chef und Arbeitsplatzanpassung und für alle Wiedereinsteiger, dass sie sich nicht mit Depression verstecken müssen und Chefs mittlerweile auch umdenken, weil Burnout und Depressionen ja Volkskrankheiten geworden sind und krankmachende Arbeitsstellen ein Hauptgrund und weil Chefs oft auch selber nahe dieser Krankheitsgrenze lavieren, ohne es zu sagen.

Es trifft einen aber auch persönlich schmerzlich, wo man so gerne weitergearbeitet hätte und nicht konnte oder durfte oder nicht mit in den Beruf von zuvor zurückfand oder gar nicht mehr in den Beruf zurückfand.

Wer aus einem anderen Grund als Erschöpfung eine Depression hat und wer leichtere Depressionen hat, ist da noch in einer ganz anderen Situation als Erschöpfungsdepressive.

Und alle Beiträge hier, die zeigen, wie weit das Feld und die Einzelbedingungen beim Thema Depression und Arbeitsplatz sind, sind so aufklärend und wichtig!

Ich selber habe ja unterschiedlichste Varianten selber erlebt: Seit ich schwer depressiv wurde, war Berufstätigkeit für mich undenkbar. Und aus meinem Uniarbeitsplatz musste ich wegen Burnout einfach raus, der war Gift, die Erschöpfung wurde immer schlimmer. Aber mit leichter bis mittelschweren Depressionssymptomen in Teilzeit an einem anderen Arbeitsplatz zu arbeiten, das war für mich damals richtig und wichtig.

Deshalb würde ich sagen, in individueller Abwägung bin ich immer für Offenheit und Aufklärung und halte je nach individueller Depression und Arbeitsstelle die Berufstätigkeit bei Depression mal für ermutigend, wichtig und richtig und in anderen Fällen für unmöglich und falsch.

Das ist ebenso wie manche Depressionen nur einmal im ganzen Leben kommen, andere wiederholt und noch andere chronisch, das ist ein Riesenspektrum.

05.12.2019 16:25 • x 3 #16


Hoffnung21
Hallo @Alex79
Das ist mir schon klar, dass das nicht persönlich gemeint war, aber wie @maya60 so schön geschrieben hat, wollte ich gerne in meinen Job zurück und konnte nicht. Da hast du eine wunde Stelle bei mir entdeckt. Ich leide an einer Erschöpfungsdepression und es ging einfach nichts mehr. Nicht mal Besuche bei meinen Schwestern, selbst das war zuviel für mich. Als mein Chef in der Wiedereingliederung mal Begleitbesuche bei Kunden mit mir machte, wollte er während der Wartezeit - wie üblich - mit mir reden. Ich konnte damals nur kurz sagen, er soll jetzt ruhig sein, es geht nichts mehr in meinen Kopf. Ein einziger Kundenbesuch und ich brauchte eine Pause. Es war sehr sehr schwer, den Weg zurück zu finden, noch dazu, wo in meinem Gehirn der Resetschalter gedrückt wurde und einfach ALLES weg war. Es sich einzugestehen, dass man es nicht schafft, die Enttäuschung darüber, dass etwas, was man möchte einfach nicht geht, und dass man von außen betrachtet nicht krank aussieht und es dennoch sehr stark ist. Das war für mich sehr schwer zu akzeptieren und hat sehr weh getan. Du hast da leider bei mir Sand in die noch offene Wunde gestreut. Ich bin ja leider im Moment wieder (noch) arbeitsunfähig.
Aber mir ist auch klar, dass es wohl Depressionen gibt, wo das Arbeiten Sinn macht. Wie gesagt, es gibt viele Ausprägungen und verschiedene Symptomatiken bei der Depression und man kann sie nicht über einen Kamm scheren.

VG Eis

05.12.2019 16:50 • x 3 #17


A


Hallo Alex79,

Wenn der Chef meine Depression versteht

x 3#3


A
Das tut mir sehr leid.ich muss auch sagen für mich war es einfacher mal 2 tage weg zu sein als zu Hause bei den Kindern.Pünktlich aufzustehen pünktluch für beide zu kochen noch Geschenke zu kaufen für den Kinder Geburi und Arztbesuche mit meinem Sohn waren fast unmöglich.Ich hatte Schwindel und konnte fast nicht aus dem Haus.Ich fühlte mich als ganz schlechte Mutter.

05.12.2019 16:57 • x 2 #18


A
Eine zeit lang dachte ich das ich weg muss von zu Hause weil ich alles nicht schaffe

05.12.2019 16:58 • x 1 #19


M
Halten wir fest: Es ist entscheidend, was für einen Beruf man ausübt. Ich selbst arbeite in einem Büro, bin nicht für externe Kunden, sondern nur interne Auftraggeber zuständig. Abteilungsleiter sitzt wo ganz anders, kaum jemand sieht mein Gesicht hinter den Bildschirmen und meine Kollegen sind 2 Quatschköpfe, die eher gute, als schlechte Stimmung machen. Ich entscheide nicht über hohe Geldsummen oder das Wohl anderer Menschen. Mein Job ist nicht provisionsabhängig und meine Auftragslage schwankt so gut wie nie. Die Tätigkeit besteht zu größten Teilen aus jahrelanger Routine. Körperliche Anstrengung ist nicht gefordert.
Ich denke, damit kommen Aspekte zusammen, die meinen Depressionen sicher zugunsten kamen. Hat einfach nicht jeder! Dass ich mir dessen bewusst bin, dürfte wiederum ein wesentlicher Motivationsfaktor gewesen sein, nie aufzugeben.

05.12.2019 17:03 • x 2 #20


Fisch611
Bei mir wäre es unmöglich gewesen zu arbeiten. Ich konnte mich wie Eis null konzentrieren, ich war über Monate so erschöpft, dass ich oft nicht mal aufstehen konnte. Autofahren war völlig unmöglich, ich stand total neben mir. Dank Antidepressiva geht es mir besser, aber arbeiten (Vollzeit) geht immer noch nicht. Ich habe gestern meine Kollegen besucht, ich war 3 Stunden dort, danach war ich völlig im Eimer.

05.12.2019 17:08 • x 3 #21


A
Ich nehme erst seit 2 wochen Venlafaxin und es ist schon alles einfacher.Ich muss noch rausfinden was ich in Zukunft alles zusätzlich machen kann um stärker zu werden und diese fiesen Kindheitsgefühle zu besiegen.ich mache dazu noch regelmässig Gesprächstherapie.

05.12.2019 17:33 • x 1 #22


Hoffnung21
Zitat von Michael808:
Halten wir fest: Es ist entscheidend, was für einen Beruf man ausübt. Ich selbst arbeite in einem Büro, bin nicht für externe Kunden, sondern nur interne Auftraggeber zuständig. Abteilungsleiter sitzt wo ganz anders, kaum jemand sieht mein Gesicht hinter den Bildschirmen und meine Kollegen sind 2 Quatschköpfe, die eher gute, als schlechte Stimmung machen. Ich entscheide nicht über hohe Geldsummen oder das Wohl anderer Menschen. Mein Job ist nicht provisionsabhängig und meine Auftragslage schwankt so gut wie nie. Die Tätigkeit besteht zu größten Teilen aus jahrelanger Routine. Körperliche Anstrengung ist nicht gefordert.
Ich denke, damit kommen Aspekte zusammen, die meinen Depressionen sicher zugunsten kamen. Hat einfach nicht jeder! Dass ich mir dessen bewusst bin, dürfte wiederum ein wesentlicher Motivationsfaktor gewesen sein, nie aufzugeben.


Michael, du hast das Wesentliche erfasst, das es DIR ermöglicht, den Job auszuführen. Ich hätte auch das nicht gekonnt, aber es ist definitiv einfacher, als im Außendienst, Stress durch Termine, den ganzen Tag Kundengespräche, Prämie und Erfolgsdruck usw. Aber ich habe dadurch auch die Möglichkeit, mir meinen Arbeitstag, natürlich abhängig von bestimmten Rahmenbedingungen, selbst einzuteilen und dadurch auch öfters nötige Pause zu machen.

VG Eis

05.12.2019 17:53 • x 1 #23


A
Liebe Eis was du durchmachst nicht arbeiten zu können ist sicher ein schlechtes Gefühl.Das was du durchmachst habe ich wie schon gesagt oft zu Hause wenn meine Kindern streiten und schreien könnte ich wegrennen.ich verstehe Dich gut wenn es einfach nicht mehr geht.

05.12.2019 18:00 • x 1 #24


A


Hallo Alex79,

x 4#10


O
Zitat von Alex79:
Kann ich verstehen konnte auch nicht mehr essen jetzt ist es besser.und wie geht es Dir?


Danke der Nachfrage. Ich bin zum Glück seit ein paar Jahren stabil und schleiche mein Antidepressivum aus. Langsam.
Aber das Phänomen Depression beschäftigt mich nach wie vor. Und ich bin achtsam. Meistens.

05.12.2019 23:07 • x 2 #25

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