Ich WAR selbständig.
Nach dem vierten Infarkt habe ich beschlossen, meine Selbständigkeit aufzugeben, weil es einfach nicht mehr ging.
Scheidung und Depressionen taten ihr Übriges dazu.
Wie es letztlich weitergehen soll, weiss ich auch nicht. Wir (kleinen) Selbständigen sind im heutigen Wirtschaftssystem regelmäßig die Gekniffenen. Wie soll man auch mit einem Minibetrieb an der Globalisierung teilnehmen, wenn man nicht gerade ein Freiberufler mit einer Gebührenordnung im Rücken ist? Ärzte (mit Einbußen) und Juristen sowie Steuerberater z.B. können durchaus weiterexistieren. Aber wie ist es mit dem Tante-Emma-Laden und vergleichbaren Kleinexistenzen?
Wer heutzutage überleben will, braucht entweder einen Großkonzern ala GM, HRE oder sonstigen Globalplayer, oder ist dort angestellt. Aber Letzteres ist ja heute auch nicht mehr so ohne Weiteres möglich. Unbezahlte Mehrfach-Praktika für Universitätsabsolventen, Minijobs und Agenturen, die Kassenpacker OHNE feste Entlohnung vermitteln, Niederreissen des Kündigungsschutzes etc. sind heutzutage ja üblich geworden. Manager, die ganze Unternehmen an die Wand gefahren haben, werden mit einem millionenschweren goldenen Handschlag verabschiedet, langjährige Mitarbeiter(Innen) werden für das Essen eines unverkäuflichen, abgelaufenen Produkts im Centbereich fristlos entlassen.
Hammer oder Nagel, etwas Anderes ist nicht mehr drin. Entweder zockt man ab oder wird abgezockt. Graustufen dazwischen gibt es nicht mehr. Millionenboni oder Hartz IV Kürzung. Das ist die Frage heute. Es gibt auch keine großen Ausweichmöglichkeiten in andere Länder oder Kulturen, weil dies eine globale Seuche geworden ist, gegen die es derzeit keine Impfung gibt.
Es darf so nicht weitergehen. Ich für meinen Teil habe mich darum auch mit der Frage des bedingungslosen Grundeinkommens beschäftigt und halte das für einen durchaus gangbaren Weg, der allerdings politisch derzeit (noch) nicht gewollt ist.
08.12.2009 13:21 •
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