Hallo Melony. ich kann dich gut verstehen. Du bist mit einem Burnout gestartet und wolltest Unterstützung dabei, dass sich die Symptome deiner Stresserkrankung Burnout wieder legen und jetzt fühlst du dich, als ob du gerade durch die medikamentöse Behandlung und all die Medikamentenwechsel erst in einen großen Sumpf von viel schlimmeren und immer mehr Symptomen geraten bist, den du ohne Medikamente gar nicht hattest, oder?
Dazu kommen jetzt bei dir noch sehr viele psychisch hoch belastende Ereignisse aus Kindheit und Jugendzeit bis hin zur Gegenwart hoch, so dass du gar nicht mehr weißt, wo du einen Anfangsfaden bzw. einen Lösungsfaden für dieses ganze Chaos aus Krankheit, Symptomen, Angst, psychischen Altlasten, Medikamentenwirkungen und -Nebenwirkungen finden kannst.
Dazu kann ich dir aus meinen langjährigen Erfahrungen mit Burnout und Depressionen sowie deren Behandlungen mal zum Sortieren einiges schreiben:
Burnout und Erschöpfungsdepression haben fließende Übergänge und die meisten gehen erst zum Arzt, wenn schon deutlich depressive Symptome vorhanden sind.
Ob Medikamente hilfreich sind, kann nur ein Facharzt (Psychiater) entscheiden. Wenn die PatientInnen aber sehr unter depressiven Symptomen leiden, verordnet oft der Hausarzt ein Antidepressivum, aber ob es das richtige ist und ob die Dosierung stimmt und ob es überhaupt notwendig ist, kann fachlich sicher erst der Facharzt sagen.
Außerdem, gerade auch um weniger oder kürzer oder gar keine Medikamente zu brauchen, ist eine Psychotherapie ebenso wichtig wie der Psychiater. Denn gerade bei psychisch schwer belastenden Altlasten hilft die Psychotherapie.
Ist die Depression aber so stark, dass sie medikamentös behandelt werden muss, kann die Psychotherapie alleine nicht genug ausrichten, weil im Hirnstoffwechsel zu große Mangelerscheinungen vorliegen.
Eine dritte wichtige Säule zur Behandlung von Burnout und Depressionen ist dann auch die Verhaltensanpassung im eigenen Leben. Wenn ich genauso stressig weiterarbeite, wenn es mir besser geht, lande ich wieder im Burnout, da muss ich also lernen, meine Grenzen zu erkennen und einzuhalten.
Du siehst, das i s t also wirklich auch ein Haufen von Dingen, die Zeit brauchen.
Ein Drittel der PatientInnen bekommen einmal im Leben eine Depression und danach nie wieder mehr. Ein Drittel bekommen ein zweites oder auch drittes Mal Depressionen und dann nie wieder mehr.
Ein Drittel der PatientInnen haben chronische Depressionen, also immer damit zu tun. Und bei allen drei Gruppen gilt, dass, wenn wir die Behandlung ernst nehmen, die Situation eine viel bessere ist als ohne.
Du siehst also, es gibt große individuelle Unterschiede, Verläufe und auf jeden Fall allen Grund, optimistisch zu sein, das Ganze zu überwinden.
Eine Depression ist eine schwere Erkrankung, auch wenn der Facharzt sie nur als leichte Depression einstuft. Wenn PatientInnen eine mittelschwere oder schwere Depression diagnostiziert bekommen, geht es meistens nicht ohne Medikamente. Es gibt PatientInnen, bei denen nur wenige Medikamente wirken.
Welche am besten wirken und mit den wenigsten Nebenwirkungen, das müssen die Betroffenen gemeinsam mit ihren Fachärzten ausprobieren.
Dabei verordnet der Facharzt zuerst die Medikamente und in der Dosierung, die bei den allermeisten passend zu dir die größten Erfolge zeigen.
Bei mir damals war gleich das erste Antidepressivum wirksam, musste aber in der Dosierung angepasst werden. Weil es mir im Winter immer schlechter ging, musste es dann auch häufiger angepasst werden. Und weil bei mir auch noch eine zweite psychische Diagnose, ADHS, vorliegt, mussten unterschiedliche Medikamente auch miteinander passen.
Nach Jahren verlor leider das Antidepressivum an Wirkung bei mir, es trat ein Gewöhnungseffekt ein und mein Arzt verordnete mir ein anderes, das ich auch gut vertrug nach Zeiten der Einstellung und der Dosierungen. Aktuell hat mein Arzt wegen Lieferschwierigkeiten meines Medikamentes auf ein anderes aus derselben Wirkungsgruppe umgestellt.
Obwohl also meine Erkrankungen nicht unkompliziert sind, vertrage ich die meisten Antidepressiva, die mir meine Ärzte verordneten, die Ärzte wissen schon, was sie tun.
Da Burnout und Depression aber schwere Erkrankungen sind, die meistens viel Zeit brauchen, ehe man alle 3 Behandlungssäulen passend zusammen hat und bis sie dann gut wirken und sich Verbesserungen einstellen, ist das Chaos zwischendurch oft kein Zeichen davon, dass etwas falsch läuft, sondern dass wir schwer krank sind und sich immer mehr Symptome zeigen, die wir zuvor gar nicht beachtet haben und die auch dazu gehören.
Auch kleine Schritte vorwärts und dann wieder 2 Schritte zurück und dann erst wieder vorwärts gehören mit dazu. Ebenso Korrekturen wie man es noch besser machen kann.
Dann braucht das Einschleichen und Wirken von Medikamenten auch viel Zeit. Bei mir persönlich zeigten sich da immer einige typische Abläufe, die so oder so ähnlich andere auch erleben, andere wieder anders:
Wenn ich mit einem Antidepressivum begonnen habe oder eines wurde höher dosiert, dann wurden, wie es auch im Beipackzettel gewarnt wird, ca die ersten beiden Einnahmewochen bei mir die depressiven Probleme immer gefühlt schlimmer, weil der Antrieb zwar sofort besser wurde, dadurch aber die anderen Symptome stärker in den Vordergrund traten.
Das ist so, weil sich erst ein Wirkungsspiegel des Medikamentes aufbauen muss.
Während dieser ersten beiden Wochen habe ich auch mehr Nebenwirkungen, die dann aufhören. Einige wenige bleiben aber auch.
Dann ca nach 2 Wochen merke ich die stimmungsaufhellenden Wirkungen des Medikamentes. Aber noch das gesamte folgende halbe Jahr zeigen sich weitere Wirkungen, es braucht also seine Zeit.
Ob die Dosierung stimmt, merken der Arzt und ich so nach ca 2 Wochen Einnahme des Medikamentes bzw weiß der Doc schon von vornherein, dass ich eine höhere Dosierung brauche, will aber eben verträglich einschleichen.
Ohne Medikamente wäre meine schwere Depression nicht ertragbar, trotzdem sind die Medikamente für mich wie sehr gute und lebenswichtige Stützen, nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Ohne psychologische Begleitung und meine Alltagsanpassung würden sie nicht ausreichen, damit ich stabil und zufrieden lebe.
So denke ich, dass dein inneres Chaos momentan sehr gut nachvollziehbar ist, leider aber das Ganze Zeit braucht und Angst und Zweifel und Selbstzweifel sind auch Depressionssymptome.
Es wird aber besser werden, es braucht nur seine Zeit.
Liebe Grüße! maya
03.01.2020 23:55 •
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