Wie begegnet man seiner Angst

G
Liebe Forumsmitglieder,

ich bin zwar noch neu hier im Forum, möchte aber gerne eure Hilfe in Anspruch nehmen, nachdem ich auf meinen Beitrag bezüglich Depressionen aufbauende Worte und Antworten von euch erhalten habe. Meine Vorgeschichte habe ich dort dargelegt.

Nachdem ich wieder knapp 10 Jahre in einer Abhängigkeitsbeziehung zu meinem Freund, der sich seinerseits als Affäre herausstellte fest hing, und dadurch bedingt immer wieder emotional auf eine Achterbahnfahrt geschickt wurde, habe ich diese Beziehung beendet. Fast zeitgleich habe ich eine neue Arbeit begonnen.

Seit ca. 6 - 8 Wochen nun habe ich - mehr oder weniger, im Moment wieder mehr - mit ständiger Angst zu kämpfen, die morgens direkt da ist und sich über den Tag zieht. Ich weiß, diese Angst will mir etwas sagen und sie hat sicherlich ihre Berechtigung. Oftmals fühle ich überhaupt nichts mehr und funktioniere nur, was mir noch mehr Angst macht, weil es mir das Gefühl gibt, verrückt zu werden. Leider finde ich den Ansatz nicht, worum es tatsächlich geht.

Eine Vermutung wäre:
Ich habe zwei Arbeitsstellen, eine bei der ich mich eigentlich ganz wohl fühle und die neue, auf der ich mich absolut unwohl fühle, obwohl die Bedingungen dort wesentlich besser sind als bei der anderen. Meine Chefin ist fast 25 Jahre jünger als ich und ich fühle mich ständig verpflichtet, besonders gut zu arbeiten, ihr alles recht zu machen - eben weil sie mich trotz meines fortgeschrittenen Alters - 54 Jahre - sie war jedoch bis zur endgültigen Einstellung der Meinung, ich wäre Mitte 40 - eingestellt hat. Wir kannten uns bereits einige Jahre, da wir beruflich miteinander zu tun hatten. Ich muss dazu sagen, dass ich ein ganz seltsames Bauchgefühl hatte, als ich bei dieser Stelle wirklich zugesagt habe. Es fühlte sich nicht gut an, ich kann jedoch nicht sagen, warum. Da ich aber finanziell auf eine Festanstellung angewiesen war, habe ich die Stelle angenommen.

Die ersten Tage in der neuen Firma waren toll, die Chefin war in Urlaub, und die Kollegen waren nett. Das Zusammentreffen eines großen Streits mit meiner Affäre und die Ankunft meiner Chefin müssen etwas in mir ausgelöst haben, was mir meine vermeintliche Sicherheit genommen hat. Ich hatte zu Beginn meiner neuen Tätigkeit zwar einige Rückenprobleme, doch diese sind jetzt zu einem Bandscheibenvorfall angewachsen. Ich sehe da einen Zusammenhang mit der neuen Stelle. Ich habe meiner Chefin von meiner Angststörung erzählt, sie zeigte Verständnis weil sie diese aus ihrer Familie kennen würde. Sie konnte gar nicht verstehen, dass ich kein Selbstvertrauen habe, sie würde mich nur ganz anders kennen. Das macht mir noch mehr ein schlechtes Gewissen.

Seit Juli bin ich jetzt dort und war schon 2 x krank geschrieben, zwar immer nur kurz, aber immerhin. In mir steckt jetzt zum einen die Angst, den Job zu verlieren, obwohl ich diesen eigentlich gar nicht mehr haben möchte, aber finanziell darauf angewiesen bin, und zum anderen das ständige Gefühl, dass meine Chefin jetzt total sauer auf mich ist. Sobald sie mal grimmmig schaut oder auf Nachrichten von mir nicht reagiert, habe ich sofort das Gefühl, ich habe etwas falsch gemacht. Wenn ich eine beruflich Frage an sie habe und in ihr Zimmer gehe, habe ich immer wieder das Gefühl zu stören.

Wie kann ich damit besser umgehen?

22.11.2013 13:21 • #1


achtsamkeit
Hallo Griebchen,
mir fällt auf, dass du dir viele Gedanken darüber machst was dein gegenüber denkt, und dass sein Tun und Verhalten mit dir zu tun hat.
Diese ständigen angstmachenden Gedanken kosten kraft und verhindern, dass du dich auf dich selbst konzentrierst.
SOlange du ständig auf andere fixiert bist, wirst du aus deiner Angstmühle nicht heraus finden. Du verunsicherst dich selbst damit.
Zu lernen bei dir zu bleiben, das könntest du mit einer Therapeutin lernen.
Könnte es auch seiin, dass du unbewusst darauf wartest, dass dir die neue Stelle gekündigt wird, weil du dort eigentlich gar nicht arbeiten willst?

LG Achtsamkeit

23.11.2013 12:37 • #2


A


Hallo Gruebchen,

Wie begegnet man seiner Angst

x 3#3


G
Hallo Achtsamkeit,

vielen Dank für deine Zeilen. Ja es stimmt, ich bin sehr davon abhängig, was andere über mich denken und sagen..... das ist mein größtes Problem.
Ich arbeite daran, dass zu ändern, in dem ich auch mal sage, ...... das möchte ich jetzt nicht...., also auch mal nein zu sagen. Bisher allerdings nur
bei Menschen von denen ich weiß, dass sie vielleicht etwas enttäuscht sind, mich aber nicht fallen lassen würden. Ich hoffe, dass das erst einmal der
richtige Ansatz ist.

Meine Therapie endet nächsten Monat und so muss ich mich alleine da durcharbeiten.

Ob ich wirklich darauf warte gekündigt zu werden weiß ich nicht, denn ich war in der Lage, meine Chefin nach einer Arbeitszeitverkürzung zu fragen, als
es anfing, mir schlecht zu gehen. Ich denke/hoffe, dass ich in der Lage sein werde, sie ggfs. zu bitten, mir zu kündigen. Im Moment steht allerdings noch der
finanzielle Aspekt im Vordergrund, denn ich muss ja von irgendwas leben und mein Arbeitslosengeld ist so gering, dass es vorne und hinten nicht reicht.

Auch schaue ich mich zur Zeit nach anderen Möglichkeiten um, da ich keine Büroarbeit mehr machen möchte.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
LG

23.11.2013 12:51 • #3


G
Ich bin selber Angstpatientin und ich muss sagen, ich finde überhaupt nicht, dass einem die Ängste immer etwas sagen wollen. Das ist ja gerade das vertrackte an der Störung, die Ängste kommen auch an unpassenden Stellen. Sprich das System ist total durcheinander. Klar gibt es Ur-Ängste, aber diese treffen nun in Situationen auf Folien, die mit der eigentlichen Situation nichts zu tun haben. Ein Beispiel von mir: Ich habe in frühkindlicher Phase viele Verluste erlitten und keine wirklich Bindung zu meiner Mutter aufbauen können. So habe ich große Verlustängste und versuche krankhaft alles gut zu machen. Wenn dann mein Partner sauer ist, fällt das auf die frühkindliche Verlassenheitsfolie und wird aktiviert. Ich bekommen Ängste. Nur die sind da gar nicht angebracht, es wäre vielmehr wichtig zu schauen, warum mein Partner sauer ist, und ob ich wirklich damit etwas zu tun habe. Durch meine Therapie habe ich gelernt die Realität genauer zu betrachten. Und mehr und mehr gelingt mir das auch. Ähnlich sehe ich das bei deiner Chefin.

Übrigens, wenn die Ängste zu stark sind und dich regelrecht blockieren, solltest du vielleicht über ein zeitweilige medikamentöse Unterstützung nachdenken. Ich nehme jetzt schon seit mehreren Jahren Sertralin und habe damit meine Ängste gut im Griff. Nur so war ich auch in der Lage mich meinen Problematiken in der Therapie zu stellen.

Achso, was für eine Therapieform hattest du? Mir scheint, dass du eigentlich noch nicht so weit bist diese zu beenden. Ich habe inzwischen auf eine Psychoanalyse umgesattelt (meine Thera hat da eine Zusatzqualifikation erworben), da ich merkte, dass ich zwar auf einem guten Weg bin, aber noch nicht soweit bin, alleine weiter zu gehen.

23.11.2013 13:09 • #4


G
Hallo ,

ich habe Gruppentherapie und im Anschluss Einzelgespräche gehabt. Ich denke, ich habe durch den Verlust meines Partners und die Veränderung einer neuen Arbeitsstelle den Halt verloren, was mir auch einige Träume angezeigt haben. Sicherlich hat meine Chefin irgendetwas mit Erfahrungen aus der Jugend/Kindheit zu tun. Bei meiner Mutter wusste ich auch nie, ob ich sie gerade störe, lästig oder geduldet war.

Mir war es immer wichtig, dass andere nicht auf mich sauer sind und mich mögen... Meine Mutter war damals mit 19 Jahren, 2 Kindern, wovon eines nicht mit uns zusammenlebte, und einem cholerischen prügelnden Ehemann wohl mehr als überfordert und wollte nach der Trennung ihr eigenes Leben leben, so dass ich viel allein war, nicht nur räumlich, sondern auch mit meinen Sorgen und Nöten. Nie habe ich mit ihr darüber sprechen können. Wenn ich nicht so war, wie sie sich das vorgestellt hat, wurde ich mit Nichtachtung und Liebesentzug bestraft. Ich hatte immer Angst vor ihr.

Ich war erst im Alter von 39 Jahren in der Lage, mich räumlich - wir wohnten in einem Haus - zu trennen. Mein Leben orientierte sich total an ihrem, weil ich immer der Meinung war, alleine nicht klar zu kommen oder ihr in irgendeiner Art verpflichtet zu sein.

Heute kann ich durchaus mal zu ihr sagen, .....nein ich möchte das nicht...., ohne direkt Schuldgefühle oder Angst zu bekommen. Manche Dinge fallen mir da noch schwer, aber ich arbeite daran.

Ich hatte mir irgendwann angewöhnt, mich ständig abzulenken, statt mal zu schauen, was ich wirklich möchte. Sobald Ängste aufkamen, habe ich entweder mit meinem Freund Streit angefangen oder mich mit Dingen auseinandergesetzt, die mich überhaupt nicht betrafen, Hauptsache die Gefühle nicht mehr spüren.

Es ist nicht so, dass ich in verschiedenen Situationen Angst verspüre, sondern ich werde morgens mit Angst wach und sie hält sich hartnäckig den ganzen Tag, oder aber ich verspüre körperliche Schmerzen.

Meine Therapeutin meinte dazu, diese Angst würde sich mit der Zeit wieder legen.

23.11.2013 13:49 • #5


G
Soweit ich gehört habe, muss ich 2 Jahre warten, bis ich eine neue Therapie machen kann. Meine Therapeutin hat mir angeboten, ich könne zu einem einigermaßen günstigen Preis zwischendurch bei ihr mal den einen oder anderen Termin bekommen.

23.11.2013 13:56 • #6


achtsamkeit
Hallo Gruebchen,
richtig, zwei Jahre muss du warten, wenn du wieder bei deiner jetzigen Thera weiter machen öchtest.
Ansonsten kannst du mit einer anderen Therapieform und anderer Therapeut/in eine neue beantragen.
Ich selber wollte umbedingt bei meiner Thera bleiben. In den zwei Jahren habe ich einmal im Quartal einen Termin. Dies wird normal über die Krankenkasse abgerechnet.
Vielleicht kannst du diese Stunde auch bekommen?
Im Notfall kann ich natürlich immer bei meiner Thera anrufen und bekomme auch dann einen Zusatztermin.

LG Achtsamkeit

23.11.2013 19:35 • #7

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