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Wie Gefühle akzeptieren?

Mind
Hey Leute,

Gefühle sind nicht so meins. Lange Zeit habe ich die meisten Gefühle einfach verdrängen wollen (auch positive Gefühle wie Verliebtsein). Ich habe erfahren, dass es eine Art Rebound Effekt gibt. Wenn man Gefühle verdrängt, wegschiebt, nicht wahrhaben will, kommen sie irgendwann umso stärker zurück. Und das haut mich immer wieder um.

Wie akzeptiere ich Gefühle? Gestern hatte ich es nochmal mit meiner Therapeutin kurz angesprochen. Und im Grunde klingt es ganz simpel, aber ich wollte es mal von Euch hören. Vielleicht bekomme ich nochmal einen Hinweis oder Tipps wie ich das ganze effektiv und möglichst angenehm gestalten kann. Wie gesagt. Gefühle sind mir suspekt und es fühlt sich für mich teilweise richtig, richtig ätzend an mich mit ihnen auseinander zu setzen.

Schritt Nr. 1 ist nichts tun. Die Gefühle nicht durch Ablenkung, Medikamente (Substanzen allgemein) unterdrücken. Ich soll in mich kehren und genau gucken wie sich das anfühlt. Es beobachten und darüber nachdenken als ob ich es aufschreiben würde was ich in mir sehe. Vielleicht tatsächlich aufschreiben. Gefühle in Worte zu fassen soll das ganze greifbarer, verständlicher machen.

Ich habe echt Angst davor. Angst, dass es mir zu unangenehm wird. Könnt ihr mir sagen wie lange so eine Beobachtung geht. Ist das etwa wie bei einer Angstattacke, die nach ca. 20-30 Minuten vorbei geht, wenn das Cortisol abflacht?

Ich bin sehr auf Eure Tipps und Anregungen gespannt! Vielleicht erzählt ihr einmal wie ihr gelernt habt, Gefühle zu akzeptieren.

1000 Dank und beste Grüße.

12.10.2024 03:50 • x 3 #1


Lost111
Zitat von Mind:
Und im Grunde klingt es ganz simpel, aber ich wollte es mal von Euch hören. Vielleicht bekomme ich nochmal einen Hinweis oder Tipps wie ich das ganze effektiv und möglichst angenehm gestalten kann. Wie gesagt. Gefühle sind mir suspekt und es fühlt sich für mich teilweise richtig, richtig ätzend an mich mit ihnen auseinander zu setzen.

Nun, ich glaube nicht wirklich, dass es so einfach ist. Und als angenehm würde ich das auch nicht bezeichnen (wobei ich natürlich nur von mir ausgehe).
Was kann ich dir da raten? Das Akzeptieren ist eine ganz schwere Angelegenheit.
Was kannst du denn fühlen? Sicherlich die Liebe zu deiner Familie/Kindern/ Angehörigen?
Und darüber hinaus?

Zitat von Mind:
Schritt Nr. 1 ist nichts tun. Die Gefühle nicht durch Ablenkung, Medikamente (Substanzen allgemein) unterdrücken. Ich soll in mich kehren und genau gucken wie sich das anfühlt. Es beobachten und darüber nachdenken als ob ich es aufschreiben würde was ich in mir sehe. Vielleicht tatsächlich aufschreiben. Gefühle in Worte zu fassen soll das ganze greifbarer, verständlicher machen.

Ja, genau, aufschreiben, was du in bestimmten Situationen wirklich fühlst.
Und zwar nur DU!

Zitat von Mind:
Ich habe echt Angst davor. Angst, dass es mir zu unangenehm wird. Könnt ihr mir sagen wie lange so eine Beobachtung geht. Ist das etwa wie bei einer Angstattacke, die nach ca. 20-30 Minuten vorbei geht, wenn das Cortisol abflacht?

Das ist total verständlich! Und wenn es dir zu unangenehm werden sollte, kannst du immer noch der Situation entfliehen. Das ist auch gar nicht schlimm. Es muss nicht auf Anhieb klappen.
Mach dir da bitte nicht zu viel Druck (ich weiß, wie schwer das sein kann).
Aber wie du schon erwähnst : Angst nimmt mit der Zeit ab. Und so wird es bei dieser bestimmten Angst auch sein.

Niemand ist 1 Stunde lang in Panik. Oder in der Angstspirale gefangen. Dessen musste ich mir auch erstmal bewusste werden.

Nur Mut !

12.10.2024 04:14 • x 4 #2


A


Hallo Mind,

Wie Gefühle akzeptieren?

x 3#3


Fritz
Hi Mind
Dass ich meine Gefühle spüren kann, ist mir sehr wichtig.
Warum kannst du das nicht?
Wenn du Gefühle, Ängste oder Depression verdrängst, kommen sie wieder und die positiven Gefühle werden wie die negativen mit verdrängt!
Besser ist es, die negativen Gefühle und Ängste zu verarbeiten.
Ein paar Beispiele von den Arten der Angst:
Angst nein zu sagen, Angst vor der Zukunft, Angst, du bist es nicht wert, Ängste zu verarbeiten, Schuldgefühle, Verletzungen in der Kindheit, Angst vor unheilbarer Krankheit, Angst vor dem Tod und schließlich, Angst vor der Angst.
Das kannst du mit Hilfe von Therapeuten, Fachärzte oder Bücher, deine Ängste verarbeiten.
Vielleicht hilft dir Entspannung, Dankbarkeit oder täglich ein Tagebuch zu schreiben.
Die Gefühle und Ängste müssen erst mal da sein, sonst funktioniert es nicht.
Anfangs hat man das Gefühl, dass es schlechter wird.
Es ist ja klar, die Gefühle und die Ängste, die aktuellen oder die verdrängten, kommen ans Tageslicht und wollen verarbeitet werden und du denkst, hätte ich doch nicht mit sowas angefangen!
Nach längerer Zeit wird es leichter, denn die negativen Gefühle und Ängste werden immer weniger.
Ein negatives Gefühl nach dem Anderen wird verarbeitet und verschwindet.

Lerne, mit Affirmation zu denken!
Es ist nicht einfach, aber es lohnt sich!
Meine Sichtweise
Servus und viel Glück

12.10.2024 06:48 • x 1 #3


ZeroOne
Ein anspruchsvolles Thema. Gefühle sind Kunst.
Ich schätze, dass damit mehr Menschen zu kämpfen haben, als es sich eingestehen.
Danke für den Anstoß, @Mind !

Zitat von Mind:
Ich soll in mich kehren und genau gucken wie sich das anfühlt.


Persönlich denke ich, dass das schon die Königsdisziplin ist. Wenn man das mal geschafft hat, ist man wahrscheinlich schon ein gutes Stück weiter!

Anfangs empfand ich es als maximal herausfordernd, mich mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Früher (vor meiner Erkrankung) war das nicht nötig: positive Gefühle habe ich ausgelebt, ohne groß darüber nachzudenken. Negative Gefühle waren sowieso sehr selten und wenn sie doch mal aufkamen, hat das mein Hirn irgendwie automatisch gemanagt und in eine akzeptable, oder sogar positive Sicht umgebaut. Heute ist das leider nicht mehr so einfach...

Vielleicht hilft dir ein Zwischenschritt?

Oft ist es heftig, sich mit einem Gefühl direkt auseinanderzusetzen. Man kann sich aber auf der Ebene darunter überlegen, was es wohl sein könnte, das dieses Gefühl überhaupt erst aufkommen lässt.
Nicht selten entwickeln Menschen zu einer identischen Situation unterschiedliche, manchmal entgegengesetzte Gefühle. Dem mögen Prägung, Erziehung, entsprechende Erlebnisse, usw. zugrunde liegen.

Mir persönlich hat es oft geholfen, mich mit den Ursachen vieler Gefühle auseinanderzusetzen. Warum fühle ich etwas so, wie ich es fühle? Dem kann ich mich rationaler/analytischer annähern, als dem Gefühl per se. Das macht es (für mich) einfacher.

Und wenn ich die Ursache aufdecken kann (was natürlich auch nicht immer der Fall ist), dann entzaubert das irgendwie auch ein Stück weit das Gefühl und macht es offener, um sich damit auseinanderzusetzen.

Für dieses ganzes Thema könnte mentalisierungsbasierte Psychotherapie etwas für dich sein, falls es dich interessiert. Dabei lernt man, gerade solche Themen als eine Art Außenstehender (Detektiv) zu betrachten. Insbesondere in der Gruppentherapie kann das effektiver sein, wenn man erst über andere lernt, die richtigen Fragen zu stellen, bevor man es Stück für Stück mehr auf sich selbst projiziert.

12.10.2024 10:25 • x 3 #4


Pilsum
Hallo Mind,

wenn Du Dich fragst, wie es Dir gelingen kann, Deine Gefühle zu akzeptieren, kann es Dir helfen,
zuerst darüber nachzudenken, was unsere Gefühle überhaupt sind.

Gefühle beschreiben oft, wie es uns gerade geht.
Und ein Gefühl beschreibt auch, wie wir unsere Umwelt und unsere Mitmenschen bewerten.
Häufig entsteht ein Gefühl aus unseren eigenen Gedanken.
Sehr oft entsteht aber auch in uns ein Gefühl, weil andere Menschen
durch das was sie sagen oder was sie tun, in uns ein bestimmtes Gefühl erzeugen.

Ausgelöst werden viele Gefühle in uns vor allem durch Angst, Gerüche, Geräusche,
durch Worte, durch die Körpersprache von anderen Menschen und Weiteres,
was wir ständig wahrnehmen

Was sind häufige Gefühle?
Angst, Freude, Stolz, Zufriedenheit, Hoffnung, Enttäuschung, Trauer, Ablehnung,
Zuneigung, Liebe, Beleidigung, Schuldgefühl, Aggression, Wut.

Zitat von Mind:
Wie akzeptiere ich Gefühle?


Gefühle kannst Du lernen zu akzeptieren, wenn Du einfach mal ruhig überlegst, wie Du bestimmte
Empfindungen bewertest.

Findest Du einen bestimmten Geruch angenehm oder unangenehm?
Findest Du einen Menschen eher sympathisch oder eher unsympathisch?
Kannst Du Dich über etwas Bestimmtes eher freuen? Oder ärgert Dich etwas Bestimmtes mehr?
Findest Du etwas Bestimmtes eher richtig? Oder findest Du etwas eher falsch?

Zitat von Mind:
Gefühle sind mir suspekt und es fühlt sich für mich teilweise richtig, richtig ätzend an mich mit ihnen auseinander zu setzen.

Warum findest Du dies unangenehm? Vielleicht, weil Du dann entscheiden sollst, ob Du das Gefühl
gut findest oder eher nicht gut findest?
Oder warum?

Zitat von Mind:
Ich habe echt Angst davor. Angst, dass es mir zu unangenehm wird.


Was dabei kann Dir so unangenehm dabei werden? Ein Gefühl ist doch häufig nur eine Meinung, nämlich
Deine derzeitige Meinung zu irgendeiner Situation. Es ist fast immer eine Momentaufnahme. Diese
Bewertung könnte sich später vielleicht später sogar noch verändern.
Niemand weiß, ob er in zwei Jahren einen Menschen, den er heute mag, später noch genauso mag.
Niemand weiß, ob er jemanden den er heute unsympatisch findet, später sehr nett findet, wenn er die
Person näher kennen gelernt hat.
Viele Menschen haben Gefühle, mit denen sie bestimmte Lebensmittel ablehnen. Vielleicht lernen sie
später einmal, wie gut etwas schmecken kann, wenn man es anders zubereitet.

Zitat von Mind:
Könnt ihr mir sagen wie lange so eine Beobachtung geht.


So genau weiß ich nicht, was Du damit meinst? Unsere Bewertungen, also unsere Gefühle steuern ständig
das, was wir erleben, was wir möchten und was uns zufrieden oder unzufrieden macht.
Mit Deinem Denken und Verhalten entscheidest Du meiner Meinung also jeden Tag ein wenig mit,
was Du heute und was Du morgen fühlen wirst.

Viele Grüße
Bernhard

13.10.2024 11:35 • x 1 #5


HDD
Zitat von Mind:
Gefühle sind mir suspekt und es fühlt sich für mich teilweise richtig, richtig ätzend an mich mit ihnen auseinander zu setzen.

Das wäre dann sozusagen ein Meta-Gefühl: Ein Gefühl über Gefühle.

Zitat von Mind:
Schritt Nr. 1 ist nichts tun. ...

Es beobachten, aber sich nicht davon beherrschen lassen. Oder anders ausgedrückt: Sich darüber klar werden, dass man das Gefühl hat, aber nicht, dass man das Gefühl ist. Krass gesagt: Man mag sich also Sch..e fühlen, aber man ist nicht Sch..e.

Ist natürlich nicht so einfach, wenn das Gefühl stark ist, aber man kann das üben. Dann wird das leichter.

Gestern 11:49 • x 1 #6


Dys
Eigentlich ist es dem Gefühl doch schnurzegal ob Du es akzeptierst, denn es ist da. Akzeptieren könntest Du nur, dass es ungefragt gekommen ist. Wie Du dann mit dem Gefühl umgehen willst, ist dann tatsächlich eine Frage wert. Wenn Du der Überzeugung bist, dass ein Gefühl auch immer eine Handlung erfordert, ist das so. Wenngleich das aus therapeutischer Sicht nicht so gesehen wird. Da wird in erster Linie daran gearbeitet, ein Gefühl wahrzunehmen und erstmal auch nur als solches hinzunehmen. Das logischerweise unangenehme Gefühle nicht gewünscht sind, ändert auch nichts an der Tatsache dass man sie empfindet.

Also ist zumindest meiner Weisheit letzter Schluss, ich kann akzeptieren was nunmal so ist wie es ist, denn diesbezüglich gibt es keine Wahlmöglichkeit. Eine Verweigerung einer als Tatsache bestehenden Erkenntnis bringt nichts.

Ob ich ein solches Denken bezüglich Akzeptanz aufbringen kann, könnte ich daran festmachen, dass ich ja einiges als gegeben akzeptiere, selbst wenn es nicht augenscheinlich ist. Die Sonne ist da wo sie ist, auch wenn ich sie durch den bedeckten Himmel nicht sehen kann. Und wäre sie tatsächlich mal weg, würde ich das nach 8 Minuten feststellen können, wenns ganz dunkel und kalt wird. Und dann müsste ich akzeptieren, dass es so ist.

Heute 06:06 • #7


Nuance
Zitat von Mind:
Gefühle sind mir suspekt und es fühlt sich für mich teilweise richtig, richtig ätzend an mich mit ihnen auseinander zu setzen.


Zitat von Mind:
Ich habe echt Angst davor.


Für mich jedenfalls ein ungewöhnlicherer Post. Es ist vlt. zu allgemein für mich. Insofern befürchte ich, keine hilfreiche Antwort zu geben.
Immerhin - in den Zitaten schreibst Du über Gefühle.
Du hast auf jeden Fall schon mal welche.

Spontan frage ich mich und kommt mir in den Sinn:

Man fühlt ja eigentlich immer was...
Okay - wie ist das mit der Wahrnehmung. Darüber habe ich schon häufiger nachgedacht. Und kam u.a. zu dem Ergebnis, dass man im Gespräch mit anderen abgelenkt ist.
Man ist zB verliebt, schüchtern und labert einfach aus Unsicherheit, um sich den intensiven Gefühlen, Ängsten nicht auszusetzen.
Man ist heimlich verliebt und sieht sein Subjekt (hoffentlich) der Liebe regelmäßig und bleibt glücklich verliebt. Bis man sich nicht mehr regelmäßig bzw. gar nicht mehr sieht und einen die Realität einholt und sich Liebeskummer einstellt. Traurigkeit und Bedauern über eine ungenutzte Chance auf großes Glück.

Panik - denke ich - ist derart intensiv - die dürfte sich nicht unterdrücken lassen. Der dürfte man regelmäßig, weitestgehend ausgeliefert sein.

Mich kann insbes. Herbst/Winter schwer deprimieren. Die Dunkelheit, der graue Himmel. Wie viel schöner sieht doch alles bei blauem Himmel aus. Doch in guter Gemeinschaft bzw. auch nur unter Menschen wird man meist abgelenkt vom trüben Wetter. Beides vertreibt oft auch das Gefühl das Gefühl von Einsamkeit.

Ich denke, die meisten Menschen haben nicht die Möglichkeit, stets ihren aktuellen Gefühlen bewusst nachzugehen. Es ist in gewisser Weise Luxus. Und gleichzeitig kann es eine schwere Last werden, wenn man ihnen ausgeliefert ist, gewünschte Ablenkung nicht gelingt.
Jeder fühlt etwas beim Gang in ein Gebäude, zur Arbeit, in seiner Wohnung.
Dann fällt mir noch ein, dass Gefühle sich anhäufen. Man erlebt einige Misserfolge und die Traurigkeit addiert sich gewissermaßen auf. Und sucht sich vlt. eines Tages den Weg an die Oberfläche und es kommt zum Gefühlsausbruch.

Generell kann man sich überlegen, ob man das kanalisieren kann/soll.
Man kann sich ein WE vornehmen, sich die passende Musik zur Stimmung aussuchen... Und ich persönlich finde, dass Alk. hilfreich dabei sein kann, Gefühle stärker zu empfinden, Gefühlsreste aufzuspüren und alles intensiv auszuweinen.
Ich denke, viele empfinden Weinen im Nachhinein als sehr hilfreich. Eine Last wird von der Seele genommen.

Mehr Aspekte fallen mir momentan nicht ein.
Ich hoffe, es gibt Antworten, die Dir weiterhelfen...

Gerade eben • #8

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