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Wie geht ihr mit Suizidgedanken um?

K
Ja, ich glaube schon zu wissen woher das alles kommt. Ich war ja schon einmal bei einer Therapie. Es gibt natürlich nicht den einen Grund, vielmehr sind es viele, und manche stammen noch aus meiner Kindheit. Ich bin kontrolliert, versuche immer das Richtige zu machen. Für mich allein hat das auch immer gereicht, ich hatte dennoch Zeit um mich zu entspannen. Als ich dann Anfang 20 (2003) war, starb mein Vater, er war zuvor schon ein kranker Mann (aus meiner Kindheit kenne ich jedes Krankenhaus in der Umgebung). Er hatte Krebs im Endstadium, zwischen der Diagnose und seinem Tod lagen nur 3 1/2 Wochen. Dann ging es aber erst richtig los, Anfang September im selben Jahr erhielt mein Schwiegervater die Nachricht, er habe Magankrebs, kurze Zeit später dann meine Mutter mit Brustkrebs. Meine Mama bekam daraufhin schwerste Depressionen, und sie machte mir das Leben wirklich zur Hölle. 2005 verstarb dann mein Schwiegervater, 2Wochen nach unserer standesamtlichen Trauung. Meine Mutter ihre Depressionen hielten an, sie war in mehreren Akutkliniken. 2006 kam dann unsere Tochter gesund auf die Welt. Aber nun bekam meine Schwiegermutter psychische Probleme und musste auch in eine Klinik. Und Ende 2007 bekam meine beste Freundin Brustkrebs, sie hat auch eine Tochter im gleichen Alter wie meine.
2008 wurde ich dann mit unserem Sohn schwanger, aber die Schwangerschaft war sehr anstrengend, ich war ständig krank, musste auch 2x Antibiotika in der Schwangerschaft nehmen. Einmal hatte ich sogar eine Lungenentzündung. In dieser Zeit war meine Mutter ganz unten. Den Krebs hatte sie zwar überwunden, aber sie wollte nicht mehr leben. Zu allem Übel sagte sie dann auch noch Dinge wie: das Kind kommt eh nicht gesund zur Welt. Sie ging dann glücklicherweise in eine Klinik, in der sie auch mehrere Monate blieb. Sie war zuvor auch schon in 2 Kliniken gewesen, aber anscheinend hat man sie dort nicht ernst genommen. Im Mai 2009 kam dann unser Bub GESUND auf die Welt, kurze Zeit vorher kam meine Mama aus der Klinik zurück. Seitdem, und das sind ja jetzt schon stolze 9 Jahre, geht es ihr gut, ich glaube sogar noch besser als zu Zeiten meines Vaters.
Und genau da, als alles wieder gut wurde, meine Freundin hatte den Krebs auch besiegt, ich hatte zwei gesunde Kinder, einen tollen Mann, fingen meine Angstepisoden an. Genau genommen habe ich es nun zum 4.Mal, etwa alle 3 Jahre.
Wenn ich das jetzt hier durchlese, kommt es mir schon extrem vor. Ich war damals völlig überlastet, in dieser Zeit zwei Kinder zu bekommen, ich weiß nicht ob ich das heute nochmal so machen würde. Natürlich bin ich soooo froh sie zu haben! Aber der Wunsch nach Kindern folgte damals mehr aus einer Entscheidung, nicht unbedingt eines Gefühls. Ich glaube, dass ich, auch wenn das nun schon Jahre her ist, immernoch darunter leide, zum einen schäme ich mich für meine Mutter (sie war wirklich schlimm, damals redete niemand mehr ein Wort mit ihr, nicht einmal ihre Geschwister. Aber ich war doch die Tochter, also habe ich mich um sie gekümmert, gewaschen, gekocht,...). Und ich hatte niemanden der mir hätte helfen können, die Opas lebten nicht mehr, die andere Oma hatte auch Depressionen, meine Freundin den Krebs. Ich war tagsüber soooooo alleine mit meinem Baby und der Kranken Mutter. Aber ich habe es geschafft. Und eigentlich könnte ich jetzt wirklich einen Gang runter schalten. Aber nein, ich möchte noch immer alles alleine schaffen, keine Hilfe annehmen. Und warum?
Aus Trotz? Aus dem Wunsch nach Anerkennung? Ich weiß es nicht. Fest steht, dass ich mir immer zu viel zumute. Im letzten halben Jahr haben wir ein altes Haus gekauft, wir haben wirklich jede Minute rein gesteckt, kein Urlaub. An den Wochenenden ständig Termine von irgendwelchen Vereinen. Dann viel Streit mit meinem Mann, und jetzt wieder diese Angst......
Wie ist deine Geschichte Nila09?

19.11.2018 14:45 • #16


N
Liebes mir tut das schon weh wenn ich lese was du durchgemacht hast. Wieviel du auf deinen Schultern getragen hast. Ich muss dir erstmal sagen auch wenn es sich für dich nicht so anfühlt, dass du stolz auf dich sein kannst. Ich verstehe diese Angst liegt wahrscheinlich daran dass du Verlustängste hast die du dir nicht zugestanden hast lange. Jetzt kommen alle Emotionen auf einmal und du fühlst dich mit absolut allem überfordert. Das ist jetzt deine Zeit durch die du musst. Viel hast du runtergeschluckt und verdrängt das ist ein (Schutzmechanismus ) eine Illusion eigentlich. Ich habe auch ein großes Bedürdnis nach unabhängigkeit aber nicht für mich sondern, weil ich Angst davor habe enttäuscht zu werden. Aber die Angst holt dich immer wieder ein bis du dich ihr stellst und dir klar wird dass du sie Kontrollierst und nicht umgekehrt. Das ist der schwierigste Prozess.

19.11.2018 15:49 • #17


K
Danke für deine Worte. Und ja, das ist wohl mein Weg und da muss ich durch. Ich merke auch jetzt erst richtig, wie stark ich war. Ich konnte mich nie irgendwo ausheulen, anvertrauen, denn wirklich alle hatten mit sich selbst zu kämpfen. Und ich wollte doch nur immer alles richtig machen, gerade mit Kindern ist das ein Gewaltakt. Und ich habe es gut gemacht, ich habe meine eigenen Ansprüche manchmal garnicht mehr gespürt, aber auch das war gut so, es gab mir wieder ein Gefühl von Stärke.
Und jetzt fühle ich mich so schwach! Ich bin seit 2 Wochen krank geschrieben, und erstmalig konnte ich es annehmen, dass mein Mann morgens die Kinder versorgt und zur Schule bringt. Es ging mir besser.
Aber heute ist mein Mann beruflich bis Freitag unterwegs, und ich sollte wieder arbeiten, und schon ist die Angst wieder da. Wegen so einer Kleinigkeit! Normalerweise macht mir das garnicht aus, aber jetzt habe ich einfach nur Angst es nicht zu schaffen, oder, dass die Angst noch schlimmer wird, und die Kinder etwas merken (ein bisschen weiß die Große schon Bescheid, aber ich will ihr keine Angst machen). Und das Kochen, das Essen, die Hausaufgaben, diese riesige Verantwortung. Ich hatte damit noch nie Probleme!

19.11.2018 16:57 • #18

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