Thomson
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Seit über zehn Jahren fühle mich mich depressiv. Mal mehr, mal weniger. Erst dachte ich, dass sind nur vorübergehende Tiefs. Doch die Symptome sprechen für sich. Am schlimmsten äußert sich stets eine extreme Antriebslosigkeit bis zum Rand drohender Verwahrlosung. Erst da krieg ich erst die Kurve wieder. Das bringt mir oft Ärger ein, z.b. wegen unb. Rechnungen. Erst wenn ich ganz unten angekommen bin, kann ich mich wieder aufrappeln. Zudem bin ich in dieser Zeit persönlich sehr verletzlich und empfindlich. Das war in einigen Freundschaften schon zu viel des Guten.
Den primären Grund für meine Depression finde ich in der Unzufriedenheit- privat, berufl. und in Beziehungen. Das hier weiter auszuleuchten ist an dieser Stelle zu viel und sicher ein Thema für den Therapeuten.
Nun habe ich seit sieben Jahren einen tollen und sicheren Job in meinem erlernten Beruf und verdiene auch gutes Geld. Seit vier Jahren arbeite ich in s.g. Konti-Schicht (versetzte Schicht), mit der ich zwar sehr gut zurecht komme, mein Privatleben aber zunehmend darunter leidet. So habe ich meist nur jedes dritte Wochenende frei und kann mich auch in der Woche kaum mit Freunden treffen, Bekanntschaften pflegen, geschweige denn an Kursen etc. teilnehmen. Das hat dazu geführt, dass ich immer weniger am sozialen Leben teilnehmen kann und sich mein Kreis über die Jahre ohnehin immer mehr ausgedünnt hat. Von meiner Familie sind eigentlich nur noch meine Eltern übrig geblieben und die wohnen 80km weit weg. Hier in meiner Stadt, habe ich nur noch lose Bekannte. Als Beziehungsmensch fällt es mir ganz schwer, so allein und auch einsam, meine Freizeit zu verbringen. Zwar kann ich mich selbst gut beschäftigen aber es gibt niemanden mit dem ich etwas teilen könnte. Eine gefundene Nahrung für meine Stimmung. So komme ich nur zu wenigen realen Unternehmungen mit anderen und Gespräche finden halt per Tel. statt.
In den letzten Jahren ging es mir s.g. eigentlich ganz gut, doch heute muss ich erkennen, dass der Schwelbrand immer größer wurde. Schließlich habe ich mangels Antrieb und Motivation nie etwas gegen diese Situation unternommen. So hat sich das ganze verselbstständigt und mündet nun in Angstzuständen, Panikattacken und Herzrasen. Diese erleide ich dummerweise bei der Ausübung meines Berufes, was mich nun seit knapp vier Wochen arbeitsunfähig macht. Mein Arzt hat mich nun aus dem Verkehr gezogen, mir Blutdrucksenker und Insidon verschrieben. Eine Wirkung verspüre ich noch nicht.
Das Problem ist nun, dass meine Arbeit sicher bis auf weiteres nicht mehr ausüben kann und mir eine interne Versetzung droht. Zum einem bedroht die Situation nun meine Existenz und auch eine Versetzung ins Lager z.b., würde es nicht besser machen. Ich weiß, es klingt sehr undankbar aber solche innerbetriebliche Alternativen wirken auf mich degradierend! Also die Pflicht, acht Stunden lang einen Job zu machen, der einem eher noch weiter runter zieht als Erfüllung gibt! Ich habe schon überlegt ob es nicht besser wäre, den Job ganz zu schmeißen und was völlig anderes zu machen. Denn in meiner Fa. droht im nächsten Jahr ohnehin Stellenabbau und die Kollegen fahren schon die Ellenbogen aus. Vor allem muss ich von der Konti-Schicht runter, damit ich wieder die Möglichkeit habe, mir ein neues soziales Umfeld aufzubauen. Das heißt auch, dass ich meinen Kollegenkreis verlassen muss. Kurz- ich sehe da leider keine konstruktiven Optionen. Allerdings habe ich noch nicht mit meinem Chef gesprochen. Ich werde ihm viel erklären müssen damit er überhaupt versteht. Das wird nicht einfach sein...
Wenn ich mir heute meine Situation anschaue und Revue passieren lasse, wundert mich gar nichts. Und ich denke nicht, dass sich auch nur irgendetwas entscheidend ändern kann und wird, wenn ich die Dinge nicht endlich im gesamten angehe.
In meiner Stadt habe ich keine Freunde, hier gibt es kein leben. Ich wohne hier nur. Meinen Job mache ich gut, erfüllt hat er mich aber nie. Mein Freundeskreis ist recht versprengt und weiter rückläufig. Eine Beziehung ist nicht in Aussicht.
Am liebsten würde ich noch mal ganz von vorne Anfangen. In einer neuen Stadt, mit einem neuen Job und dass ich es schaffe, der Depression endlich die Stirn zu bieten.
Ich weiß nur, ich will und werde alles ändern müssen! Im Moment stehe ich in einem Tal voller Nebel, auf einer Bombe voller positiver Energie- nur die Lunte ist nass...
Naja, das war's erst mal von mir aus hier und bei Fragen, fragen. Vielleicht hat ja einer einen Vorschlag zu einer weiteren, möglichen Vorgehensweise.
Wünsche allseits noch einen schönen und angenehmen Sonntag!
Danke und Gruß,
Thomson
PS: Bin m, 36 und wohne am rechten Niederrhein.