Howeynous
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Es ist schon lange her, dass ich mich hier gemeldet habe... ich habe im für mich tiefen Winter 09/10 in diesem Forum viele Texte verfasst und möchte mich nochmal für die Unterstützung bedanken.
Warum schreibe ich jetzt wieder und wer bin ich überhaupt?
Nun, ich möchte mich nochmal vorstellen: Ich heiße Tim, 24, wohne inzwischen selbstständig in Münster, bin schwerbehindert (Muskelschwäche, E-Rollstuhl, Dauerbeatmung, 24-Stunden-Assistenz) und studiere Mathematik im Masterstudium.
Meine alten Threads sind leider nicht mehr da, aber als Vorstellung genügt das auch erstmal.
Zwischenzeitlich dachte ich, es würde bergauf gehen.
Am 15.11.2009 ist aus einem nicht näher bekannten Grund alle Kraft und Zuversicht in mir zusammengestürzt und seit diesem Tag behaupte ich von mir selber, ich sei depressiv.
Ich wollte mit meinen Sorgen und Problemen in meinem engmaschigen Umfeld aus Eltern und Assistenten anonym bleiben, beziehungsweise ich wollte niemanden vor den Kopf stoßen damals.
Daher habe ich diesen grausamen Winter irgendwie überstanden - alleine durch oberflächliche Gespräche mit einer guten Freundin und durch dieses Forum.
Ganz langsam wurden meine Stimmungen auch wieder besser, aber es blieb wechselhaft.
Im Sommer 2011 bin ich von zuhause ausgezogen in der Hoffnung, gewissermaßen ein neues Leben zu beginnen.
Der folgende Winter war aber wieder hart... ich hatte damals schon eine gute Bekannte aus dem Internet kennen gelernt, die schon einiges älter war als ich und mir gewissermaßen als gute Seele zur Seite stand.
Dank ihr habe ich im März 2012 dann auch endlich den A**** hoch bekommen und mich um eine Therapie bemüht.
Um offen dazu zu stehen, dass ich es selber nicht mehr schaffe, hat es aber unter anderem gebraucht, dass 2 meiner Assistenten sich selber als depressiv geoutet haben.
Meine Therapie läuft jetzt leider schon bald zu Ende und ich bin froh, sie zu haben - aber es kommt nicht zu einer nachhaltigen Veränderung in meinem Leben und in meinem Stimmungsbild.
Die einzige Veränderung ist, dass ich inzwischen offener mit meiner Depression umgehe.
Ich rede in den Therapiesitzungen fast ununterbrochen, wahrscheinlich weil mir ansonsten jegliches Ventil fehlt.
Obwohl ich immer Menschen um mich herum habe, fühle ich mich fürchterlich einsam. Körperlich, gedanklich und seelisch.
Mit meiner Bekannten, die mir seit seinem Auszug viel Halt gegeben hat, habe ich mich leider letzte Woche zerstritten. Sie nennt mich stur und unbelehrbar - vielleicht hat sie in dieser Sache ja sogar in manchen Punkten recht, ich zweifle an mir selbst. Aber eigentlich ist das auch der springende Punkt: ich möchte mich gar nicht belehren lassen nach dem Motto Hör mal Kleiner, so funktioniert das im Leben.
Wann werde ich in der Welt der (jungen) Erwachsenen endlich mal für voll genommen?
Viele haben mich schon als guten Zuhörer bezeichnet - aber sie wenden sich alle nur an mich, wenn es ihnen schlecht geht. Wenn ihr Leben dann wieder mächtig Fahrt aufnimmt, ist für mich keine Zeit mehr.
Eine Beziehung hatte ich noch nie, das belastet mich auch immer mehr. Nicht mal die Tatsache an sich, sondern dass viele automatisch davon ausgehen, ich könnte bei diesem Thema eh nicht mitreden. Sei es als verbohrter Mathematiker oder als Rollstuhlfahrer - irgendwas an mir ist ja schließlich nicht ganz normal.
Nun, das mag sein und ich mache mich auch gerne über mich lustig^^, aber meine Wünsche und Sehnsüchte sind bisweilen schon ganz alltäglich und normal.
Ich habe Angst in ganz alltäglichen Situationen, wie wenn ich mich mit jemandem Zum Kaffee verabreden will, etwas falsches vorzuschlagen oder mich falsch zu verhalten. Habe mich da schon diverse Male überwunden und je unpersönlicher die Veranstaltung ist, desto besser geht es auch... ich weiß auch, dass ich da dringend souveräner werden und Initiative ergreifen muss, wenn sich etwas ändern soll. Aber zum Beispiel jemanden um ein Date zu bitten wäre für mich der absolute Horror und wenn ich das in Angriff nehmen würde, würde ich wahrscheinlich erstmal 10 Minuten um den heißen Brei herumreden oder versuchen, das Ganze als gaaanz harmloses treffen ohne jeglichen Hintergedanken zu verkaufen.
Wahrscheinlich ist bis jetzt kein Wunder, warum ich so selten irgendwas in Sachen Freundschaft und Treffen auf die Kette bekomme.
Ich denke, das genügt für den neuesten Stand der Dinge... ich habe schon damals viel zu viel auf einmal geschrieben und scheinbar kann ich es einfach nicht lassen :-)
Liebe Grüße!
Tim