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Wie wichtig ist es, die Diognose zu kennen?

C
Hallo, ich bin neu hier - und fange denke ich mal zumindest grob mit einem Lebenslauf an.
Ich habe in früher Kindheit beide Elternteile verloren und landete dann bei Verwandten von mir, die die Vormundschaft übernommen haben. Kurz gesagt, war ich ein eher schwieriges Kind und das Verhältnis war für beide Seiten belastend, dementsprechend bin ich dann irgendwann mit 12 oder 13 auch zu Therapeutin geschickt worden. Diese Therapeutin hat eine Diagnose gestellt, welche ich mit 18 oder 19 dann tatsächlich auch mal mitgeteilt bekommen habe, als ich durch mein Verhalten auch in der Schule extrem bei den Lehrern aufgefallen bin und meine damalige Klassenlehrerin zur Sozialarbeiterin geschickt hat. Dadurch kam das Ganze das erste Mal auch von mir aus ins Rollen, ich habe mir eine Neurologin gesucht und eine Psychologin. Die Neurologin hat mich erstmal zu einem Antidepressivum gedrängt aufgrund einer mittelschweren Depression, welches, weiß ich leider nicht mehr - ich hab generell Schwierigkeiten, den genauen Zeitpunkt von einigen Sachen einzuordnen, geschweige denn, mich an irgendwelche Medikamentennamen zu erinnern. Das Ende vom Lied war, dass ich mit der Psychologin, die eine nicht ganz so lange Warteliste hatte, nicht klar kam und nur 3-4 Mal da war, sprich nur die Probesitzungen in Anspruch genommen habe. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch das Antidepressivum selber abgesetzt und bin nicht mehr zur Neurologin gegangen. Es gibt da nicht den einen Grund, welcher mich dazu veranlasst hat. Mit reingespielt hat aber auf jeden Fall die Tatsache, dass ich wie gesagt eine Diagnose aus meiner Kindheit erfahren habe, mit der ich so überhaupt nicht klar komme, diese lautete narzistische Persönlichkeitsstörung. Lustigerweise sind auch meine Pflegeeltern mit der Diagnose nicht gerade zufrieden gewesen, da mir auch eine Empathielosigkeit vorgeworfen worden ist und die das nicht so gesehen haben.
Für mich war das Thema Therapie damit auch erstmal durch, ich hatte das Gefühl, es bringt eh nix. Weiter ging es nach außen hin seinen normalen Weg, ich habe eine Ausbildung gemacht, diese auch gut bestanden und habe bei unterschiedlichen Arbeitgebern gearbeitet, welche gefühlt immer weitaus mehr in mir und meine beruflichen Fähigkeiten gesehen haben, als ich. Mir war schon klar, dass ich nicht der dümmste Mensch auf Erden bin und durchaus auch Wissen anwenden konnte, aber mir ist bis heute nicht klar, warum meine Vorgesetzten immer so viel von mir gehalten haben. Ich hab eigentlich immer gemeckert, wenn mir etwas nicht gepasst oder ich etwas nicht verstanden habe und dachte immer, dass ich damit ja wohl eher unangenehm auffalle. Ich habe relativ oft meine Arbeitgeber von mir aus gewechselt, war nach der Ausbildung nie länger als anderthalb Jahre in einem Unternehmen. Immer, wenns mir richtig schlecht ging, habe ich gekündigt. Das letzte Mal bin ich nach der Kündigung in eine Tagesklinik gegangen. Dort wurde mir zwar gesagt, dass es nicht so sinnvoll ist ein Kind so schnell zu diagnostizieren, welches sich noch in der Entwicklung befindet und dass ich zwar Anzeichen der Diagnose aufweise, aber dass das, was vorliegt, nicht ausreicht und man in der Klinik dort sowieso nicht mit Diagnosen arbeitet, sprich, es nicht das Ziel ist, diese den Patienten mitzuteilen. In der Klinik war auch der Tonus, dass ich mich mehr um die Probleme aller anderer kümmere, als um meine eigenen - soviel zum Thema fehlender Empathie, aber vielleicht sehe ich das ja auch falsch. Nun stehe ich hier, arbeitslos, nach einer sehr kurzen und enttäuschenden Beziehung frustriert und versuche mich vor jeden anstehenden Bewerbungsgespräch zusammenzureißen und dort auch hinzugehen. Ich verstehe mich selber nicht in einigen Punkten und frage mich, ob eine Diagnose das Leben einfacher/klarer macht oder ich dem zu viel Bedeutung beimesse. Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?
Mein Stand heute ist: irgendeine Persönlichkeitsstörung liegt wohl vor sowie davon begleitet eine Depression. Medikamente habe ich Zeitweise in der Klinik Trimipramin bekommen aufgrund Einschlafproblemen und Depressionen und würde dies auch weiterhin verschrieben bekommen, aber für mich liegt die Lösung nicht darin, sich Tabletten reinzuwerfen und einfach weiter zu machen. In Therapie befinde ich mich übergangsweise noch.
Ich hoffe, der Text ist nicht zu wirr, langatmig ist er definitiv. Deswegen ein Danke an jeden, der sich die Mühe macht, das zu lesen.

11.02.2020 12:46 • x 1 #1


A
Willkommen im Forum, Chriss!
Meine Diagnosen habe ich noch nicht sehr lange. Sie sind einerseits entlastend, weil ich nun weiß, was mit mir seit vielen Jahren los ist und auch einen Namen dafür habe. Andererseits ist es erst einmal ein Schock, wenn die Diagnose ausgesprochen wird. Es dauert einige Zeit, bis man sich damit neu eingeordnet hat. Seit ich die Diagnosen habe, kann ich jedoch etwas besser mit mir und anderen Personen umgehen, verstehe mich deutlicher und fühle mich tatsächlich eher entlastet als belastet.
LG von Mayke

11.02.2020 13:03 • x 1 #2


C
Zitat:
Willkommen im Forum, Chriss!


Danke Dir, Mayke1.

Zitat:
Seit ich die Diagnosen habe, kann ich jedoch etwas besser mit mir und anderen Personen umgehen, verstehe mich deutlicher


Genau das erhoffe ich mir davon. Diese fehlende Verständnis von mir selber für mein Verhalten in einigen Sitouationen macht es nur schlimmer und es auch schwieriger, es anzusprechen. Wie erklärt man etwas, was man selber nicht wirklich versteht.

11.02.2020 13:26 • x 1 #3

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