Wieder depressiv oder nur erschöpft?

H
Hallo,
ich war seit einigen Jahren nicht mehr hier im Forum unterwegs, zuletzt vor allem deswegen nicht, weil es mir recht gut ging. Ich habe eine Verhaltenstherapie gemacht, teilweise begleitend Medikamente genommen, und weiß, dass ich viele Dinge zum positiven verändert habe.
Nun zur aktuellen Situation, die ich möglichst kurz beschreiben möchte:
Ich habe eine zweijährige Tochter und bin mit 20 Stunden pro Woche berufstätig, mein Mann ist voll berufstätig, arbeitet als Selbstständiger auch viel abends und am Wochenende. Meine Tochter schläft schon ihr ganzes Leben nicht besonders gut, so dass ich seit über zwei Jahren keine Nacht durchgeschlafen habe. In den ganz schlechten Nächten werde ich alle ein bis zwei Stunden geweckt. Zeit für mich (Sport, Bummeln, Nichtstun etc.) bleibt fast keine.
Ich bin immer mal wieder am Rand der Erschöpfung, habe das Gefühl, ich kann nicht mehr, will einfach den ganzen Tag im Bett verbringen. Dieses Gefühl begleitet mich schon eine ganze Weile, und wenn ich mir zwischendurch mal die Frage gestellt habe: Werde ich womöglich wieder depressiv? konnte ich diese mit einem klaren Nein beantworten. Seit einiger Zeit ist es aber so, dass ich manchmal ganz erhebliche Stimmungstiefs habe, in denen ich das Gefühl habe, den Boden unter den Füßen zu verlieren. In denen ich Weinanfälle habe und mir wünsche, dass irgendeine Krankheit dafür sorgt, dass ich die nächsten Wochen im Bett bleiben muss. Dann denke ich an mein Kind und fühle mich noch schlechter, weil ich keine starke, zufriedene Mutter sein kann.
Bisher war es immer so, dass solche Phasen zum Glück wieder recht schnell vorbei gingen - soweit das Positive. Was mir etwas Angst macht, ist die Intensität und die steigende Häufigkeit dieser Phasen. Ich habe, wie gesagt, das Gefühl, durch meine Therapie und die Arbeit an mir selbst wirklich weitergekommen zu sein und sehe viele positive Entwicklungen. Aber: Wieso können denn trotzdem so heftige Tiefpunkte auftreten?
Wie die Überschrift schon sagt, frage ich mich vor allem, ob ich wieder in die Depression rutsche, oder ob alles nur eine Folge von Überlastung und Erschöpfung ist?
Kennt vielleicht jemand ähnliche Situationen?
Grüße

03.11.2014 10:30 • #1


achtsamkeit
Hallo hesse05,
also erschöpft bist du sicherlich. Keine Nacht durchschlafen raubt alle Kräfte und im Alltag bist du ja schließlich auch gefordert.
Deine Selbstvorwürfe und der Gedanke, dass dies immer so weiter geht verschlimmert sicherlich deinen Seelenzustand.
Dieser Kreislauf muss wohl iregndwie durchbrochen werden.
Mir fällt dazu ein, dass du eine Mutter-Kind-Kur beantragen könntest. Bespreche das doch mal mit deinem Arzt.
Wichtig erscheint mir herauszufinden warum deine Tochter so schlecht schläft, was dies verändern könnte. Denn füt deine Tochter ist dies auch nicht gesund auf Dauer denke ich.
Spreche auf jeden Fall mit deinen Ärzten!

LG Achtsamkeit

03.11.2014 12:26 • #2


A


Hallo hesse05,

Wieder depressiv oder nur erschöpft?

x 3#3


Steffi
Hallo hesse05
Zitat:
ob ich wieder in die Depression rutsche, oder ob alles nur eine Folge von Überlastung und Erschöpfung ist?

ich würde meinen, beides. Dauerhafte Überlastung und Erschöpfung führen in die Depression und umgekehrt sind sie typische Symptome einer Depression.
Das Problem, nachts nicht durchschlafen zu können, kenne ich aus eigener Erfahrung. Es zermürbt auf Dauer und verschlimmert alle Symptome.
Zitat:
Dann denke ich an mein Kind und fühle mich noch schlechter, weil ich keine starke, zufriedene Mutter sein kann.

ich denke, Du solltest jetzt in erster Linie an Dich selber denken. Wenn Du nichts tust, wird sich nichts ändern. Bist Du denn zur Zeit in ärztlicher Behandlung ? Wenn nicht, dann sollte dies Dein erster Schritt sein.

03.11.2014 15:40 • #3


David Spritz
Zitat von hesse05:
In denen ich Weinanfälle habe und mir wünsche, dass irgendeine Krankheit dafür sorgt, dass ich die nächsten Wochen im Bett bleiben muss.

Dafür wäre eine Depression genau das Richtige. Pass auf, was Du Dir wünschst! Sonst geht es noch in Erfüllung.

Immer wenn ich denke, ich werde wieder depressiv, versuche ich mich daran zu erinnern, was mich damals depressiv gemacht hat. Es waren mein Leben mit meiner damaligen Frau in unserem damaligen Haus, mein Anspruch an mich selbst, trotz schlechter Phasen alles schaffen zu müssen und nicht depressiv werden zu dürfen, und meine Angst vor meinen eigenen Gefühlen. Das liefert mir dann immer gleich mehrere Ansatzpunkte, was ich ändern kann, damit es mir bald wieder besser geht.

Was ist es bei Dir? Fällt Dir was ein, das Ansatzpunkte für kleine aber wirksame Veränderungen lieferen könnte?

06.11.2014 13:19 • #4


H
Vielen lieben Dank für eure Antworten. (Ich schaffe es leider nicht, so regelmäßig ins Forum zu gucken, daher dauert es manchmal etwas, bis ich antworte.)

Zitat von achtsamkeit:
Mir fällt dazu ein, dass du eine Mutter-Kind-Kur beantragen könntest. Bespreche das doch mal mit deinem Arzt.

Darüber habe ich auch schonmal nachgedacht. Aber dabei gibt es einen großen Haken: Ich kann meine Tochter noch nicht einfach zur Betreuung an jemand fremdes abgeben, zumal in einer fremden Umgebung. Sie braucht immer relativ lange, bis sie sich an neue Betreuungspersonen und Umgebungen gewöhnt und Vertrauen gefasst hat. Ich kenne mich zwar mit solchen Kuren nicht genau aus, aber ich denke mal, das ist wohl eine Grundvoraussetzung, dass das Kind getrennt von der Mutter (zumindest zeitweise) betreut werden kann?

Zitat von Steffi:
Bist Du denn zur Zeit in ärztlicher Behandlung ? Wenn nicht, dann sollte dies Dein erster Schritt sein.

Zur Zeit bin ich nicht in ärztlicher Behandlung. Ich habe bisher davon abgesehen, zum Arzt zu gehen, weil es mir zwischendurch ja immer wieder gut geht, eben so ganz anders als damals, in den depressiven Phasen: Ich kann mich über Dinge freuen, kann genießen, bin nicht völlig antriebslos (höchstens mal aus Müdigkeit, das fühlt sich aber ganz anders an als damals)... Daher war bisher immer mein Fazit: Ich bin nicht depressiv, nur müde und erschöpft. Ins Zweifeln komme ich dann aber wieder, wenn ich wieder in so einer Krise stecke. Diese schlechten Phasen sind halt eher punktuell, aber dafür empfinde ich sie als sehr intensiv.

Zitat von David Spritz:
Immer wenn ich denke, ich werde wieder depressiv, versuche ich mich daran zu erinnern, was mich damals depressiv gemacht hat. Es waren mein Leben mit meiner damaligen Frau in unserem damaligen Haus, mein Anspruch an mich selbst, trotz schlechter Phasen alles schaffen zu müssen und nicht depressiv werden zu dürfen, und meine Angst vor meinen eigenen Gefühlen. Das liefert mir dann immer gleich mehrere Ansatzpunkte, was ich ändern kann, damit es mir bald wieder besser geht.

So in der Art mache ich das eigentlich auch. Und ich glaube, das trägt auch maßgeblich dazu bei, dass ich (bisher) nicht tiefer in eine Depression hineinrutsche, sondern die schlechten Phasen wieder vorbei gehen. Und insofern bin ich ja auch sehr zufrieden und glücklich, dass ich offenbar in der Lage bin, Schlimmeres aus eigener Kraft zu verhindern. Aber anscheinend bewahrt es mich nicht davor, in letzter Zeit regelmäßig in diese Krisen zu rutschen, die ich wie gesagt als sehr intensiv empfinde und die leider immer häufiger auftreten. Ich wundere mich manchmal selber, wie meine Stimmung und Verfassung innerhalb von Stunden oder sogar Minuten extrem absacken kann. Gerade diese Stimmungsschwankungen machen mir ziemlich zu schaffen.

Viele Grüße

14.11.2014 09:12 • #5


achtsamkeit
Hallo hesse,

Natürlich dient eine Mutter-Kind-Kur auch dazu, dass sich jeder erholt. Die Leute die dort arbeiten sind Profis und werden sicherlich sehr behutsam mit den Ängsten deines Kindes und deinen Ängsten umgehen.
Nutz die Chance! Du dein Kind werden sicherlich von einem Kuraufenthalt profitieren.

LG Achtsamkeit

14.11.2014 11:53 • #6

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