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Wiedereingliederung steht an

Motte41
Hallo zusammen,
bislang war ich eher stille Mitleserin.
Seit einem 3/4 Jahr bin ich nun krank geschrieben, war bereits 6 Wochen in der Reha und nun muss ich ab übernächster Woche mich wieder eingliedern lassen.
Ich bin ADHSlerin, alleinerziehend mit drei Kindern.
Dies war bzw ist meine erste schwere Depression. im Nachgang hab ich festgestellt, dass es nicht meine erste gewesen sein wird.
Meine Kollegen wissen nicht warum ich so lange krank geschrieben war. Ich weiß aber dass die Fragen natürlich kommen werden. Und diese mega Floskel "wie gehts dir denn jetzt? Wieder fit und gesund?".
Was sagt man da?
Meine Antwort wäre eigentlich , "nein bin ich nicht. Ich fühle mich überfordert und schlafe wieder total mies. Außerdem fang ich im Auto wieder an zu weinen, fühle mich einsam, erdrückt, unfähig und die Berge vor mir sind wieder riesig."
Aber ich bin mir eigentlich sicher, dass Menschen die sich damit nicht auskennen oder selbst an Depressionen leiden, das alles nicht verstehen würden. Ich würde abgestempelt werden.

Habt ihr es auf der Arbeit erzählt? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Ich habe eine wahnsinnige Angst vor übernächster Woche. Überrollt mich ständig.
Meine körperlichen Beschwerden wie Rhytmusstörungen und Magen-Darm Probleme sind auch wieder stärker. Eigentlich haben sie sich in den letzten Wochen gegen null entwickelt.
Wie seit ihr damit umgegangen? Tipps?

Herzliche Grüße
Motte

27.01.2022 09:11 • x 2 #1


Albarracin
Experte

27.01.2022 09:54 • x 2 #2


A


Hallo Motte41,

Wiedereingliederung steht an

x 3#3


Greta
Hallo Motto,

deine Sorge, bei deinen Kollegen auf Unverständnis zu stossen und wohlmöglich abgestempelt zu werden, ist nicht ganz unbegründet.
Auch wenn Depressionen heute kein Tabu-Thema mehr sind, gilt diese Erkrankung bei vielen immer noch als Makel bzw. als persönliches Versagen.
Daher solltest du dir gut überlegen, wem du was und wieviel erzählst.

Wie ist denn dein Verhältnis zu den Kollegen?
Sind es Kollegen im klassischen Sinne oder gibt es da auch eine persönlichere oder gar freundschaftliche Ebene?
Redet ihr sonst auch miteinander, wenn jemand von euch mal Sorgen oder Kummer hat?
Wie ist das Klima untereinander?

Zitat von Motte41:
Meine Antwort wäre eigentlich , nein bin ich nicht. Ich fühle mich überfordert und schlafe wieder total mies. Außerdem fang ich im Auto wieder an zu weinen, fühle mich einsam, erdrückt, unfähig und die Berge vor mir sind wieder riesig.

So wirst du es sicher nicht machen
Aber da du die zu erwartenden Fragen ja schon kennst, kannst du dich darauf vorbereiten und dir eine Antwort zurechtlegen, mit der du gut leben kannst.
Klar, du kannst sagen, dass du nicht darüber reden möchtest.
Aber wohlmöglich wird's dann für die Kollegen erst recht interessant

Du könntest z.B. sagen, dass die Reha dir gutgetan hat und du es ja deshalb nun auch mit der Wiedereingliederung probierst.
Damit wäre die Frage nach dem Wie geht's doch schon beantwortet.

Wenn's ein bisschen mehr sein soll, weil du vielleicht nicht immer so um das Thema Psyche herumeiern willst, könntest du z.B. sagen, dass du manchmal noch sehr schnell erschöpft bist. Erschöpfung kennen die meisten, verbinden sie damit, dass man zuvor viel geleistet hat, und bei einer Alleinerziehenden mit drei Kindern wird jeder Verständnis dafür haben.
Dabei würde ich's dann aber auch belassen.

Dass es für dich nach dieser langen Krankheitsphase zunächst schwierig ist, wieder in den Job einzusteigen, wird ebenfalls jeder verstehen. Du kannst also ruhig sagen, wenn dir irgendwas gerade zuviel wird oder du mal eine Pause brauchst (sofern Extrapausen bei euch möglich sind). Sage ehrlich, dass du nun erstmal wieder reinkommen musst und bitte die Kollegen um Unterstützung, wenn etwas mal nicht so klappt. Damit zeigst du Offenheit, und in der Regel helfen Kollegen gerne.

Zu meinen Erfahrungen:
Ich arbeite in einem familiär geführten Betrieb mit flachen Hierachien (Du-Kultur), kenne die meisten Kollegen seit 30 Jahren und bin mit einigen sogar gut befreundet.
Es war immer völlig selbstverständlich, dass man auch über Privates sprach und sich gegenseitig mit Rat (und bei Bedarf auch Tat) unterstützte.
Deshalb hatte ich keine Bedenken, offen damit umzugehen, als mich meine Depression erwischte.
Ja, ich bin auch auf Verständnis gestoßen, aber es gab auch viele Vorurteile, auch bei Leuten, von denen ich es überhaupt nicht erwartet hatte.
Auf Sprüche wie Man muss nur eine positive Einstellung zur Arbeit finden, Wir haben's alle nicht leicht, Fahr doch mal eine Woche in Urlaub, dann wird das schon wieder u.ä. war ich nicht vorbereitet.
Nun habe ich den Stempel Nicht belastbar, mangelnde Arbeitseinstellung weg. Und die Unbefangenheit im Umgang mit den Kollegen ist dahin. Vom Verhältnis zu meiner Chefin (jeder machts hier, wie's ihm gerade in den Kopf knallt) ganz zu schweigen.
Schwierig!

Liebe Grüße
Greta

27.01.2022 12:19 • x 3 #3


111Sternchen222
Hey willkommen hier, auch wenn du schon länger mitliest!
Der letzte Beitag erscheint bei mir mit zwei Wörtern pro Zeile, das macht es schwer ihn zu lesen.
Zitat von Motte41:
Habt ihr es auf der Arbeit erzählt? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Was das angeht, so habe ich mit gar nix hinterm Berg gehalten. Ih war von Anfang an überzeugt, dass es alle wissen sollten, weil sie dann,sollte es mir mal schlechter gehen, nicht erst Rätselraten müssen. Meine Chefin, eine ehr empathielose Person hat es so abgedeckt, der Rest der Kollegen hat sich gut drauf einlassen können, ich hab es aber auch immer versucht als chemischen Prozess im Kopf zu erklären, so war es einfacher. Ich denke der ein oder andere redet immer irgendwie hinterm Rücken, aber da steh ich drüber.
LG Sternchen

27.01.2022 14:02 • x 2 #4


Kitten
Zitat von Greta:
deine Sorge, bei deinen Kollegen auf Unverständnis zu stossen und wohlmöglich abgestempelt zu werden, ist nicht ganz unbegründet.
Auch wenn Depressionen heute kein Tabu-Thema mehr sind, gilt diese Erkrankung bei vielen immer noch als Makel bzw. als persönliches Versagen.

Hallo @Motte41
Schön, dass du hier bist und willkommen an dieser Stelle!
Aus persönlicher Erfahrung sehe ich es genaus wie Greta.
Ich würde mal behaupten, dass der Anteil der Personen, für die das Thema psychische Erkrankung noch immer als Tabu gilt, grösser ist als der Anteil, der damit umgehen kann oder selber Erfahrungen damit hat.
Ich würde dir deshalb auch raten, So wenig wie möglich, so viel wie nötig zu erzählen. Unsere Gesundheit ist ein schützenswertes Gut und geht eigentlich niemanden etwas an. Darum ist es auch sehr wichtig, dass der Arbeitgeber den Angestellten nicht erzählt, warum jemand krankgeschrieben ist.

So würde ich mir eine gute Antwort überlegen auf die Frage Wie geht es dir?. Die Vorschläge, die Greta gemacht hat, finde ich sehr gut und passend. Es kommt sicher auch draufan, wie denn das Arbeitsklima und das -Umfeld generell so ist bei dir und wie dein Kontakt zu den Kollegen vorher war.

Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass bei meinem letzten Arbeitgeber sehr schlecht mit meiner damaligen Erschöpfungsdepression umgegangen wurde. So konnte ich dort auch keine Wiedereingliederung machen. Das läuft in der Schweiz etwas anders als bei euch in Deutschland.
Zitat von Motte41:
Ich habe eine wahnsinnige Angst vor übernächster Woche. Überrollt mich ständig.

Das kann ich sehr gut verstehen! Mir würde es ähnlich ergehen. Versuch es am besten, Tag für Tag zu nehmen. Es wird gute und eher weniger gute Tage geben. Ich nehme an, du steigst ja schrittweise wieder ein? Wie ist das vorgesehen?
Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute für die Wiedereingliederung

27.01.2022 15:00 • x 2 #5


Motte41
Vielen Dank für die Antworten bislang……

Das Arbeitsklima ist durch das immense Arbeitspensum (auch durch Corona) und die Coronabelastung generell ziemlich mies geworden. Das Jahr davor fiel ich durch viele Infekte, Herzrhythmusstörungen und Magen Darm Problemen immer wieder mal aus.
Inzwischen weiß ich dass ich eher die Reißleine hätte ziehen müssen, aber das drückt natürlich auf die Stimmung untereinander. Dann die Coronakinderkrankenscheine durch die ganzen Schullokdowne……
"Hast dir ja ausgesucht dass du Kinder hast"

Meine Kollegen bzw. fast nur Kolleginnen hatten auch nie richtig mal nachgefragt.
Die zwei mit denen ich auch schon mal intimer rede wissen was mit mir los war.
Sie meinten, dass ich das mal schön für mich behalten soll. Schätzen die Kolleginnen nicht so ein, dass sie dafür annähernd Verständnis haben.

Greta, diesem Stempel hab ich bestimmt schon.
Wenn die wüssten was ich bislang alles gestemmt und erlebt habe.


Ich weiß, dass es ein Versuch ist. Und eigentlich denke ich dass es mir gut tun wird wieder einen Schritt mehr Routine zu bekommen.
Ich hab nur so eine Angst, dass ich das alles nicht gebacken bekomme mit einem quasi Vollzeitjob der volle Konzentration erfordert, die Kinder und immer noch dieser Coronamist.
Schnürt mir die Luft ab und ich liege die letzten Tage wieder nur im Bett.

Meinem Psychologen über den auch doe Eingliederung kann ich das gerade nicht sagen. Habe versprochen es zu versuchen nachdem er angefangen hat zu erzählen, dass wir in einem Sozialstaat leben und es nicht funktioniert wenn man so lange krank geschrieben ist. Es wird mir auch gut tun.

Da hat er mich natürlich und ich setz mich innerlich unter Druck, dass ich das schon schaffe.

27.01.2022 15:07 • x 2 #6


Motte41
@Kitten ja schrittweise.
2 Wochen 3 Stunden, dann 4 und zuletzt 5.
Danach wieder ganz normal 6 Stunden täglich.
Meine 30 Tage Resturlaub aus dem letzten Jahr muss ich auch noch irgendwie nehmen

27.01.2022 15:10 • #7


Greta
Hallo Motte,

Zitat von Motte41:
Dann die Coronakinderkrankenscheine durch die ganzen Schullokdowne……
Hast dir ja ausgesucht dass du Kinder hast

Das klingt jetzt wirklich nicht nach verständnisvollen Arbeitskollegen, sondern einfach nur dumm!
Bei solchen Leuten tust dir sicher keinen Gefallen, wenn du von deiner Krankheit erzählst. Im Gegenteil!
Aber vermutlich wollen sie's auch gar nicht wissen und die Frage nach dem Wie geht's ist mehr so eine Höflichkeitsfloskel.

Zitat von Motte41:
Ich hab nur so eine Angst, dass ich das alles nicht gebacken bekomme

Die Wiedereingliederung ist ja genau dafür da, um herauszufinden, ob und wieweit du wieder belastbar bist.
Den Wiedereingliederungsplan kannst du auch nochmal anpassen/verlängern lassen, wenn du z.B. merkst, dass dir die Steigerung der Arbeitsstunden zu schnell geht. Ansprechpartner ist dein Arzt; der AG und die Krankenkasse müssen einverstanden sein.
Wenn es gar nicht klappt, kannst du die Wiedereingliederung auch abbrechen. Das musst du dann aber natürlich dem AG und der Krankenkasse mitteilen.
Ein neuer Wiedereingliederungsversuch ist dann später immer noch möglich.

Zum Resturlaub kann vielleicht @Albarracin noch etwas sagen.
Soweit ich weiß, verfallen die bei längerer Krankheit nicht einfach so bzw. gibt es andere Fristen?


Liebe Grüße
Greta

28.01.2022 10:11 • #8


Albarracin
Experte

28.01.2022 14:38 • x 2 #9


Motte41
@Albarracin
30 Tage jährlich, 2 Tage coronasonderurlaub,
Rest von diesen exakt 29
TVöD-S
Resturlaub kann bei uns bis 30.04., bei besonderen Umständen auch mal 30.05. genommen werden.

28.01.2022 15:12 • #10


Albarracin
Experte

29.01.2022 12:01 • #11


Motte41
Ja. Drei Tage hatte ich letztes Jahr genommen.

29.01.2022 12:07 • #12


A


Hallo Motte41,

x 4#13


Albarracin
Experte

29.01.2022 17:13 • x 1 #13

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