Hallo Motto,
deine Sorge, bei deinen Kollegen auf Unverständnis zu stossen und wohlmöglich abgestempelt zu werden, ist nicht ganz unbegründet.
Auch wenn Depressionen heute kein Tabu-Thema mehr sind, gilt diese Erkrankung bei vielen immer noch als Makel bzw. als persönliches Versagen.
Daher solltest du dir gut überlegen, wem du was und wieviel erzählst.
Wie ist denn dein Verhältnis zu den Kollegen?
Sind es Kollegen im klassischen Sinne oder gibt es da auch eine persönlichere oder gar freundschaftliche Ebene?
Redet ihr sonst auch miteinander, wenn jemand von euch mal Sorgen oder Kummer hat?
Wie ist das Klima untereinander?
Zitat von Motte41: Meine Antwort wäre eigentlich , nein bin ich nicht. Ich fühle mich überfordert und schlafe wieder total mies. Außerdem fang ich im Auto wieder an zu weinen, fühle mich einsam, erdrückt, unfähig und die Berge vor mir sind wieder riesig.
So wirst du es sicher nicht machen
Aber da du die zu erwartenden Fragen ja schon kennst, kannst du dich darauf vorbereiten und dir eine Antwort zurechtlegen, mit der du gut leben kannst.
Klar, du kannst sagen, dass du nicht darüber reden möchtest.
Aber wohlmöglich wird's dann für die Kollegen erst recht interessant
Du könntest z.B. sagen, dass die Reha dir gutgetan hat und du es ja deshalb nun auch mit der Wiedereingliederung probierst.
Damit wäre die Frage nach dem Wie geht's doch schon beantwortet.
Wenn's ein bisschen mehr sein soll, weil du vielleicht nicht immer so um das Thema Psyche herumeiern willst, könntest du z.B. sagen, dass du manchmal noch sehr schnell erschöpft bist. Erschöpfung kennen die meisten, verbinden sie damit, dass man zuvor viel geleistet hat, und bei einer Alleinerziehenden mit drei Kindern wird jeder Verständnis dafür haben.
Dabei würde ich's dann aber auch belassen.
Dass es für dich nach dieser langen Krankheitsphase zunächst schwierig ist, wieder in den Job einzusteigen, wird ebenfalls jeder verstehen. Du kannst also ruhig sagen, wenn dir irgendwas gerade zuviel wird oder du mal eine Pause brauchst (sofern Extrapausen bei euch möglich sind). Sage ehrlich, dass du nun erstmal wieder reinkommen musst und bitte die Kollegen um Unterstützung, wenn etwas mal nicht so klappt. Damit zeigst du Offenheit, und in der Regel helfen Kollegen gerne.
Zu meinen Erfahrungen:
Ich arbeite in einem familiär geführten Betrieb mit flachen Hierachien (Du-Kultur), kenne die meisten Kollegen seit 30 Jahren und bin mit einigen sogar gut befreundet.
Es war immer völlig selbstverständlich, dass man auch über Privates sprach und sich gegenseitig mit Rat (und bei Bedarf auch Tat) unterstützte.
Deshalb hatte ich keine Bedenken, offen damit umzugehen, als mich meine Depression erwischte.
Ja, ich bin auch auf Verständnis gestoßen, aber es gab auch viele Vorurteile, auch bei Leuten, von denen ich es überhaupt nicht erwartet hatte.
Auf Sprüche wie Man muss nur eine positive Einstellung zur Arbeit finden, Wir haben's alle nicht leicht, Fahr doch mal eine Woche in Urlaub, dann wird das schon wieder u.ä. war ich nicht vorbereitet.
Nun habe ich den Stempel Nicht belastbar, mangelnde Arbeitseinstellung weg. Und die Unbefangenheit im Umgang mit den Kollegen ist dahin. Vom Verhältnis zu meiner Chefin (jeder machts hier, wie's ihm gerade in den Kopf knallt) ganz zu schweigen.
Schwierig!
Liebe Grüße
Greta