Hallo @Eleonor,
nach einem Jahr zuhause ohne deinen Job auszuüben ist es völlig normal, dass da Skepsis, Zweifel und auch ein Gefühl der Überforderung vorhanden ist. Zudem hat sich ja sicherlich dieses Gedankenkreisen und Grübeln während dieser Zeit gut etablieren können, so ist jedenfalls meine eigene Erfahrung diesbezüglich. Daher ist ja auch eine Wiedereingliederung das Mittel der Wahl und wie lange es braucht, bis Du wieder eine volle Leistungsfähigkeit erreichst, ist erstmal nebensächlich. Ich will Dir keine Angst machen, aber es besteht ja auch die Möglichkeit, dass Du eben nicht zu „alter Stärke“ zurückfindest. Aber selbst wenn es so kommen mag, wäre das nicht das Ende der Fahnenstange. Zum Glück gibt es in Deutschland (ich nehme mal an, Du lebst hier) ein Sozialsystem, dass man in Anspruch nehmen kann, auch wenn es oft nicht einfach ist, sich damit auseinanderzusetzen zu müssen.
Ich bin seit 2019 zuhause und bekomme eine teilweise Erwerbsminderungsrente, was bedeutet, dass ich eben zwar noch arbeiten darf und möglichst auch soll, nur eben nicht mehr in Vollzeit. Anfangs gab es da auch noch Krankengeld und nach der Aussteuerung auch ALG1, aber natürlich nur anteilig. Seit 2 Jahren bekomme ich dieses aber auch nicht mehr und suchte deswegen auch permanent nach einem Job, den ich in Teilzeit ausüben kann.
Corona machte es allerdings schwer, da was zu finden, weil gerade eben ein Bürojob kaum mehr ausgeschrieben wurde. Machte insofern ja auch Sinn für mich, denn wie sollte man einen Neuen denn vernünftig anlernen, wenn alle von zuhause arbeiten. Worauf ich aber nun hinaus möchte ist, ich war jetzt wirklich sehr lange nicht arbeiten und habe trotzdem tatsächlich einen Arbeitgeber gefunden, der an meiner Mitarbeit interessiert ist und nächste Woche werde ich, (zumindest haben wir es so vereinbart) probearbeiten um zu sehen, ob ich das hinbekommen kann. Dabei ist es aber auch so, dass der Arbeitgeber meinte, das ich die speziellen Kenntnisse, die für mich Neue wären, schnell drauf haben würde und „alles kein Hexenwerk wäre“. Im Grunde sind es halt ein paar Programme, in die ich mich reinfuchsen muss, aber das kenne ich ja und das war nie ein Problem für mich. Dennoch habe ich natürlich Zweifel ob ich dazu noch fähig bin und mache mir schon wieder viele „unnütze und unnötige“ Gedanken, die nicht gerade zu meiner Beruhigung beitragen. Aber ich sage mir auch, hey, was kann schlimmstenfalls passieren? Wenn ich den Job nicht bekomme oder ich bekomme ihn und merke, ich schaffe es doch nicht, stehe ich tatsächlich auch nicht schlechter da, als die letzten Jahre. Die Möglichkeiten, die ich dann habe, sind, es weiter versuchen oder mich anderweitig betätigen ohne mich meinem Schicksal zu ergeben.
Diese Möglichkeiten hast Du ja auch und Du solltest Dir halt auch Zeit einräumen, um für Dich eine gute Lösung zu finden. Eine Wiedereingliederung ist ja nicht so ausgelegt, wie eine Ausbildung, bei der zum Zeitpunkt X eine Prüfung stattfindet. Sie dient ja in erster Linie dazu, Dir darüber klar zu werden, ob und wie es beruflich für Dich weitergehen kann. Wird das mit deinem bisherigen Job nichts mehr, dann reihst Du dich eben in die Zahl derer ein, die Alternativen brauchen. Und bestenfalls gelingt es Dir mit oder ohne Hilfe anderer, eine zu Finden.
Was wären Alternativen?
- EM Rente (bekommt man natürlich nich so ohne weiteres bewilligt)
- anderer Job (vorausgesetzt die Erkrankung lässt es zu)
- intensiver Behandeln lassen (um Voraussetzung zu schaffen, arbeitsfähig zu sein)
- in jedem Fall schauen, wer konkrete und möglichst professionelle Hilfe für das eine oder andere geben kann (das muss man aber schon selbst tun, denn zu warten, das jemand diesbezüglich auf einen zukommt, wäre naiv)
- aufgeben und der Dinge harren, die da kommen (für mich die denkbar schlechteste)
Bis auf die letzt Option, haben mich diese Alternativen am leben gehalten und auch ein Stück weit weitergebracht.
VG Dys
11.03.2023 13:30 •
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