Naja, meine Gedanken stehen, glaube ich, in ziemlichen Gegensatz zu meinem Handeln. Es ist nicht so, dass ich täglich sowas denke, aber hin und wieder kommt ein Gedanke auf dem Weg zur Arbeit, meist, wenn ich gerade sowieso keine Lust darauf habe. Das ist so nebenbei, wie wenn jemand denkt, ach, das wird heute aber ein sonniger Tag. Ansonsten sind meine Gedanken eher rationaler Natur. Den Sinn des Lebens darin zu sehen, dem Leben einen Sinn zu geben, klingt für mich unlogisch, also gibt es keinen Punkt. Was man dann daraus macht, ist jedem selbst überlassen. Ich versuche nicht drüber nachzudenken. Aber manchmal falle ich in ein tiefes Loch und dann mag ich eben nicht. Die meiste Zeit, geht's mir aber so lala. Weswegen ich auch ewig gebraucht hab, mir nen Therapeuten zu suchen. In einem Tief jedesmal denken, ja, ich brauche jemanden, und wenn's dann wieder einigermaßen geht, ach ne, das ist wirklich übertrieben. Und das mache ich seit ich denken kann.
Ich war mit meiner Diagnose (Double depression - Dysthymie mit mittlerer bis schwerer Depression) am Anfang überfordert. Kam mir blöd vor. Schwer? Ja, in manchen Phasen vielleicht, aber so generell eigentlich eher nicht. Mein Thera sagte, das wäre so, weil ich es nicht anders kenne. Ich bin so wie ich bin seit ich denken kann. Als kleines Kind schon, in der Pubertät dann ganz extrem und dann naja, irgendwas stimmt mit mir nicht, das weiß ich. Als mein Thera die Tabletten vorgeschlagen hat, war ich auch erstmal stutzig. Hab dann 2 oder 3 Monate später n Termin beim Psychiater gehabt. Und ja, der hat einfach schnell verschrieben, aber dafür ist er ja eigentlich da. Zum reden hab ich meinen Psychlogen und der hört schon gut zu. Der hat mich vor Tablettenstart auch darauf hingewiesen, dass ich vorher schon Fortschritte gemacht habe, gefragt, ob ich das auch sehe. Er sagt, viele verwechseln das dann und denken, das sind nur die Tabletten, so ist das aber nicht. Und die Tabletten hat er angeraten, damit ich nicht in diese ganz tiefen Löcher falle, dass man das ein wenig abmildert. Und er selbst sagt auch immer, man muss den Nutzen abschätzen. Am Anfang, momentan, vielleicht hilfreich (wenn sie wirken), aber auch nicht zwingend eine Dauerlösung.
Und ja, ich kenne es nicht anders. Man muss ja arbeiten gehen, um Geld zu verdienen, das macht man so. Man räumt seine Wohnung auf (wenn Besuch kommt zumindest). Ich denke, dass hier das Zusammenleben mit meinem Freund mir extrem hilft. Ich kann ihn ja nicht alles alleine machen lassen. Auch was Unternehmungen angeht. Man rafft sich eher auf. Wenn ich so an die Zeit denke, in der ich alleine wohnte... ohjeohje... lief eher nicht so gut.
Sorry, war etwas lang. Wollte gar nicht so weit ausholen.
30.08.2020 21:16 •
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